Netanyahu kündigt an: Israel will Gaza kontrollieren – bis arabische Kräfte übernehmen können


„Vorübergehend, aber kompromisslos“

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Es ist ein Satz, der in seiner Klarheit fast brutal wirkt – und doch genau das ausspricht, was viele in Israel längst denken: Gaza kann nicht länger sich selbst überlassen bleiben. Premierminister Benjamin Netanyahu hat nun erstmals öffentlich erklärt, dass Israel die Kontrolle über den Gazastreifen vorübergehend übernehmen will – um ihn später, so der Plan, in die Hände arabischer Akteure zu legen.

In einem Interview mit dem US-Sender Fox News sagte Netanyahu unmissverständlich: „Wir planen, die Kontrolle über Gaza zu übernehmen – nicht dauerhaft, aber solange, bis wir sicherstellen können, dass kein Terror mehr von dort ausgeht.“ Damit rückt ein Szenario in den Mittelpunkt, das seit Monaten intern diskutiert wurde, aber nie mit dieser Deutlichkeit ausgesprochen worden war: eine impermanente israelische Sicherheitsverwaltung in Gaza – militärisch, entschlossen, befristet.

Gaza als Sicherheitsrisiko – nicht als politisches Experiment

Israel hat gelernt: Jede Lücke in Gaza wird vom Terror gefüllt. Hamas, Islamischer Dschihad, iranische Stellvertreter – sie alle gedeihen dort, wo der Sicherheitsapparat schwach, die Ideologie radikal und der internationale Blick kurzsichtig ist. Die Vorstellung, man könne nach dem Krieg einfach zur Tagesordnung übergehen, ist eine gefährliche Illusion.

„Wir müssen sicherstellen, dass Gaza nicht länger eine Bedrohung für Israel ist“, sagte Netanyahu. Dieser Satz wiegt schwer. Denn er bedeutet: Es gibt keine Rückkehr zu den Verhältnissen vor dem 7. Oktober 2023. Keine halbherzigen internationalen Missionen. Kein symbolischer Wiederaufbau mit europäischer Romantik. Sondern: Kontrolle, Aufklärung, Verantwortung – durch Israel, solange es nötig ist.

Arabische Kräfte als Zukunftsmodell?

Doch der Premier bleibt nicht bei der kurzfristigen Perspektive stehen. Ziel sei es, so Netanyahu, Gaza langfristig an „arabische Kräfte“ zu übergeben. Was das konkret heißt, bleibt vorerst offen. Es könnte sich um eine von Ägypten und Jordanien koordinierte Sicherheitsstruktur handeln, um sunnitisch-arabische Einheiten aus Staaten wie den Vereinigten Arabischen Emiraten oder Saudi-Arabien – oder um eine neue palästinensische Ordnung ohne Hamas.

Was klar ist: Für Israel ist jede Option akzeptabel, die eines garantiert – keine Terrorherrschaft mehr an seiner Grenze. Und keine Rückkehr der Hamas, weder durch die Vordertür der Wahlen noch durch die Hintertür internationaler Vermittlung.

Keine Besatzung, aber Kontrolle – ein israelischer Balanceakt

Israel weiß um die internationale Sensibilität des Themas. Das Wort „Besatzung“ hängt wie ein Damoklesschwert über jeder Maßnahme in Gaza. Und doch macht Netanyahu klar: Sicherheit steht über Symbolik. Israel wird die Kontrolle übernehmen, nicht um Gaza zu „besitzen“, sondern um seine eigene Bevölkerung zu schützen.

Es ist ein Balanceakt: einerseits deutlich zu machen, dass keine langfristige Rückkehr zur vollständigen zivilen und militärischen Verwaltung angestrebt wird – andererseits klarzustellen, dass Israel nicht tatenlos zusieht, wie sich der Terror neu organisiert.

Dieses Modell einer impermanenten Kontrolle – befristet, aber umfassend – könnte international für Diskussionen sorgen. Doch es ist die einzige realistische Antwort auf eine Realität, die seit Jahren ignoriert wurde. Gaza ist kein humanitäres Projekt, sondern ein sicherheitspolitischer Brennpunkt. Wer Frieden will, muss zuerst den Terror besiegen.

Eine neue Ordnung im Nahen Osten?

Netanyahus Vorstoß hat auch eine diplomatische Dimension. Dass arabische Kräfte am Ende die Verantwortung in Gaza übernehmen sollen, ist ein deutliches Signal an die Region: Die Zeit der Ausreden ist vorbei. Wer wirklich Stabilität will – Saudi-Arabien, die Emirate, Jordanien –, muss bereit sein, Verantwortung zu übernehmen. Gaza kann nicht länger bloß israelisches Problem bleiben. Es ist eine regionale Wunde – und verlangt eine regionale Lösung.

Zwischen Pragmatismus und Prinzipientreue

Was Netanyahu ankündigt, ist kein ideologisches Projekt. Es ist pragmatisch, zielgerichtet und basiert auf bitteren Erfahrungen. Die Hoffnung, Gaza könne sich unter der Hamas selbst reformieren, ist gescheitert. Die Vorstellung, externe Akteure könnten ohne israelische Sicherheitsgewährleistung für Stabilität sorgen, hat sich als naiv erwiesen. Jetzt geht es darum, aus dem Chaos eine neue Struktur zu formen – mit Klarheit, Verantwortung und Weitblick.

Die angekündigte Kontrolle über Gaza ist ein Mittel zum Zweck – kein Selbstzweck. Sie soll ermöglichen, dass eines Tages arabische Staaten oder palästinensische Kräfte ohne Terroragenda übernehmen können. Bis dahin aber liegt die Verantwortung bei Israel – und Netanyahu hat sie angenommen.

Autor: Redaktion

Artikel veröffentlicht am: Donnerstag, 7. August 2025

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