Israels Armee verlässt Beit Hanun
Während Israels Sicherheitskabinett über die Möglichkeit einer vollständigen Rückeroberung des Gazastreifens berät, zieht sich die Armee nach intensiven Operationen aus Beit Hanun im Norden der Küstenenklave zurück.

Inmitten politischer Debatten über die Zukunft Gazas und internationalem Druck auf Israel verlässt die Israelische Verteidigungsarmee (IDF) den Stadtteil Beit Hanun im Norden des Gazastreifens – nach eigenen Angaben erst, nachdem entscheidende strategische Ziele zerstört wurden. In wochenlangen Operationen wurden dort unterirdische Tunnelsysteme der Hamas, Kommandozentralen und Infrastrukturen für Terroranschläge zerstört. Auch Tunnelöffnungen, aus denen Terroristen zu Angriffen auf israelische Truppen aufgebrochen waren, wurden versiegelt oder gesprengt.
Kein Rückzug aus Schwäche – sondern taktische Umgruppierung
Die Tatsache, dass die IDF das Gebiet verlässt, bedeutet nicht, dass Israel sich aus der Verantwortung stiehlt oder kapituliert. Vielmehr handelt es sich um eine militärische Phase, die abgeschlossen wurde, eine Operation mit klaren Zielen und begrenztem zeitlichem Rahmen. Die Truppen verließen das Gebiet unter kontrollierten Bedingungen, nachdem die „kritischsten Punkte für die Hamas unbrauchbar gemacht“ worden seien – wie es im IDF-Bericht heißt.
Solche Bewegungen sind typisch für die Taktik der israelischen Armee: gezieltes Eindringen, präzise Zerstörung terroristischer Infrastruktur, Rückzug, Lagebewertung – und Vorbereitung auf die nächste Operation. Genau das geschieht auch jetzt: Die Truppen formieren sich neu und bereiten sich auf weitere Aufgaben vor.
Der größere Kontext: Entscheidung über die vollständige Rückeroberung
Dieser taktische Schritt erfolgt zeitgleich mit einer entscheidenden politischen Diskussion in Jerusalem: Das Sicherheitskabinett berät über eine umfassende Besetzung des gesamten Gazastreifens. Eine Entscheidung, die nicht nur militärisch, sondern auch völkerrechtlich und diplomatisch hochkomplex ist.
Gerade deshalb wirkt der Abzug aus Beit Hanun wie eine bewusste Geste: Israel zeigt der Welt, dass es militärisch zielgerichtet agiert, nicht aus Expansionismus oder Machtgier, sondern um konkrete Gefahren für seine Bevölkerung zu beseitigen. Wenn internationale Stimmen Israel eine „dauerhafte Besatzungsabsicht“ unterstellen, widerspricht dieser Schritt genau diesem Vorwurf.
Erfolg in Beit Hanun – aber noch keine Entwarnung
Wie schon in den vorherigen Wochen mit dem Abzug der 98. Division aus anderen Teilen des Gazastreifens nach der Zerschlagung des Schadschaija-Bataillons der Hamas, markiert auch der Rückzug aus Beit Hanun das vorläufige Ende eines erfolgreichen Einsatzes. Aber es ist kein Abschluss der Gesamtoperation, sondern lediglich ein Etappensieg.
Ein Großteil der Hamas-Infrastruktur in Beit Hanun ist zerstört, aber nicht alles – und es bleibt die reale Möglichkeit, dass Terroristen versuchen werden, beschädigte Strukturen wiederherzustellen. Deshalb bleibt die IDF in Alarmbereitschaft. Der Rückzug bedeutet nicht Rückzug aus der Verantwortung, sondern Umschichtung und strategische Neuausrichtung.
Eine Botschaft in alle Richtungen
Der Abzug ist ein doppeltes Signal. An die Hamas: Eure Tunnel und Verstecke sind nicht sicher. Wir kommen, zerstören und gehen – und wenn nötig, kehren wir zurück. Keine Zone ist tabu.
An die internationale Gemeinschaft: Israel agiert präzise, verantwortungsvoll und zeitlich begrenzt. Der Fokus liegt nicht auf Eroberung, sondern auf Schutz der eigenen Bevölkerung. Dass sich Israel nach getaner Arbeit aus einem Gebiet zurückzieht, ist keine Schwäche, sondern Stärke.
Und an die eigene Bevölkerung: Die Armee hat einen klaren Plan. Kein zielloses Verbleiben im Feindesland, keine Kräfteverschwendung – sondern kontrollierte, intelligente Kriegsführung.
Die nächste Phase hat bereits begonnen
Die Schlacht um Beit Hanun ist abgeschlossen – aber der Krieg gegen die Hamas ist es nicht. Der Gazastreifen bleibt ein komplexes Schlachtfeld, nicht nur physisch, sondern auch politisch und moralisch. Israel steht unter Beobachtung, wird kritisiert, unter Druck gesetzt – aber handelt aus Überzeugung.
Der Rückzug aus Beit Hanun ist deshalb kein Punkt. Es ist ein Komma – das nächste Kapitel folgt. Und wenn Israel sich entscheidet, die gesamte Kontrolle über Gaza zu übernehmen, dann nicht aus Leichtsinn – sondern weil es keine Alternative zum Schutz des eigenen Volkes gibt.
Autor: Redaktion
Bild Quelle: IDF
Artikel veröffentlicht am: Donnerstag, 7. August 2025