Propaganda mit Töpfen: Wie deutsche Medien aufdecken, dass Gaza-Bilder inszeniert sind
Wenn Bilder mehr sagen als Worte – aber nicht die Wahrheit. Zwei deutsche Zeitungen werfen Gaza-Fotografen vor, mit inszenierten Aufnahmen gezielt Emotionen zu manipulieren. Die Folgen reichen bis in die internationale Berichterstattung.

Was sehen wir, wenn wir die Nachrichten öffnen? In letzter Zeit häufig: erschöpfte Mütter, magere Kinder, leere Töpfe, verzweifelte Blicke – direkt aus dem Gazastreifen. Diese Bilder dominieren die internationalen Schlagzeilen und verstärken das Gefühl, hier sei eine humanitäre Katastrophe ungefiltert in Szene gesetzt. Doch zwei deutsche Leitmedien – BILD und Süddeutsche Zeitung – haben nun enthüllt, dass viele dieser Aufnahmen gezielt inszeniert und manipulativ verwendet werden, um Emotionen zu steuern und politische Botschaften zu transportieren.
Im Zentrum der Kritik steht ein Foto, das millionenfach geteilt wurde: Frauen und Kinder mit Töpfen und Pfannen vor einer Essensausgabe. Was zunächst nach einem spontanen Ausdruck des Elends wirkt, entpuppt sich bei genauerem Hinsehen als möglicherweise gestellte Szene. Laut BILD standen die Personen nicht in Richtung einer Lebensmittelausgabe, sondern posierten gezielt vor dem Freelance-Fotografen Anas Zayed Fteiha, der für die türkische Nachrichtenagentur Anadolu arbeitet – einem Medium mit enger Nähe zum türkischen Präsidenten ErdoÄŸan, der als Unterstützer der Hamas gilt.
Noch brisanter: Aufnahmen anderer Fotografen vom selben Ort zeigen ein ganz anderes Bild. Ruhige Szenen, erwachsene Männer, die in geordneten Reihen Hilfe empfangen – kein Aufruhr, keine Kindertränen. Doch diese Fotos fanden nicht den Weg in die großen Medienhäuser. Veröffentlicht wurde, was wirkt. Und was wühlt.
Bilder, die Gefühle steuern – aber auch Narrative
Was hier sichtbar wird, ist ein System. Ein visuelles Storytelling, das nicht nur dokumentiert, sondern gezielt produziert wird – zur emotionalen Mobilisierung. Der renommierte Historiker und Bildforscher Prof. Dr. Gerhard Paul bestätigte gegenüber der Süddeutschen Zeitung, dass es sich nicht um klassische Fälschungen handelt. Die Bilder seien "echt", aber oft aus dem Kontext gerissen, mit emotional aufgeladenen Bildunterschriften versehen und so arrangiert, dass sie ein ganz bestimmtes Narrativ bedienen: Israel als Aggressor, die Palästinenser als Opfer – ohne Zwischentöne, ohne Komplexität.
Paul und seine Studierenden an der Universität Flensburg haben über Jahre hinweg Kriegsszenen in 3D nachgestellt, um die tatsächliche Perspektive von Fotografen zu rekonstruieren. Eine entscheidende Frage sei dabei: „Wen schauen die fotografierten Personen eigentlich an? Sehen sie wirklich eine Hilfslieferung – oder den Fotografen selbst?“ Oft sei Letzteres der Fall. Die Kamera wird zum eigentlichen Mittelpunkt des Geschehens, das Bild zur Inszenierung.
Zwischen Bedrohung und Propaganda
Niemand bezweifelt, dass Journalisten in Gaza unter extremer Gefahr arbeiten. Die Nähe zur Hamas, die de facto die gesamte Medienlandschaft der Region kontrolliert, lässt keinen Raum für unabhängige Berichterstattung. Wer sich nicht fügt, gefährdet sein Leben. Diese Realität wird auch von Reporter ohne Grenzen anerkannt. Deren Sprecher Christopher Resch betont, dass das Inszenieren von Fotos in Konfliktzonen keine Ausnahme sei – sondern gängige Praxis. Problematisch wird es jedoch, wenn die Bilder nicht mehr der Realität dienen, sondern zu reinen Propagandainstrumenten verkommen.
Dass dies in Gaza geschieht, bestreitet mittlerweile kaum noch jemand. Selbst internationale Agenturen wie die dpa oder AFP kündigten an, nicht mehr mit Fteiha zusammenzuarbeiten. Reuters hingegen erklärte, seine Fotos würden weiterhin den Standards entsprechen. Eine bemerkenswerte Aussage, wenn man bedenkt, dass derselbe Fotograf auf seinen sozialen Kanälen offen mit anti-israelischen Parolen auftritt und dennoch mit Plattformen wie CNN und BBC kooperiert.
"Pallywood" – eine Realität, die viele nicht sehen wollen
Die israelische Regierung spricht in diesem Zusammenhang von „Pallywood“ – einem Begriff, der seit Jahren die Instrumentalisierung von Bildern durch palästinensische Akteure beschreibt. Was einst als polemischer Begriff galt, erhält durch die deutschen Enthüllungen neue Substanz. Denn während inszenierte Bilder aus Gaza weltweit Empörung hervorrufen, verschwinden andere Realitäten zunehmend aus dem öffentlichen Gedächtnis: die Massaker der Hamas vom 7. Oktober 2023, die noch immer gefangen gehaltenen israelischen Geiseln, die gezielte Terrorherrschaft der Hamas über die eigene Bevölkerung.
Stattdessen entsteht ein medialer Fokus auf das Leid, das sich visuell besser instrumentalisieren lässt. Hungernde Kinder sind dankbarere Motive als schwer erklärbare sicherheitspolitische Zusammenhänge. Das Leid israelischer Familien, deren Angehörige entführt oder ermordet wurden, findet selten einen vergleichbaren Platz auf den Titelseiten. Es fehlen die Kameras – oder der Wille, hinzusehen.
Was bleibt: Der Zweifel an der Wahrheit
Der Fall zeigt, wie gefährlich einseitige Bilder sein können – und wie journalistische Sorgfalt heute mehr denn je gefragt ist. Nicht jedes Bild sagt die Wahrheit. Und nicht jeder Fotograf ist ein neutraler Beobachter. Die mediale Aufmerksamkeit rund um Gaza muss sich endlich auch mit ihrer eigenen Verantwortung auseinandersetzen. Wer Bilder verbreitet, die Teil eines Propagandaapparats sind, wird selbst zum Teil davon.
Die Enthüllungen aus Deutschland sind ein Weckruf – für Redaktionen weltweit, für Leserinnen und Leser, und für jene, die glauben, dass man mit Bildern keine Meinung macht. Man tut es. Jeden Tag. Und viel zu oft im Dienst einer einseitigen Agenda.
Autor: Redaktion
Bild Quelle: Symbolbild
Artikel veröffentlicht am: Mittwoch, 6. August 2025