„Sie opfern ganz Gaza“ – Wie Hamas ihre eigene Bevölkerung im Stich lässt


Zwischen Angst, Verzweiflung und zynischer Machtpolitik: In Gaza wächst die Panik vor einem umfassenden israelischen Bodeneinsatz. Während israelische Entscheidungsträger über die vollständige Rückeroberung der Küstenenklave sprechen, fühlen sich viele Palästinenser von der Hamas-Führung verraten und geopfert.

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„Wohin sollen wir gehen?“, fragt Samer, ein Einwohner Gazas, in sozialen Netzwerken – und spricht damit aus, was derzeit Millionen Menschen im Gazastreifen bewegt. Inmitten wachsender Gerüchte und zunehmend konkreter Drohungen aus Israel, eine Bodenoffensive auf das letzte verbliebene Gebiet in Gaza auszuweiten, wächst unter den verbliebenen Zivilisten die nackte Angst. Doch diese Angst richtet sich nicht nur gegen Israel – sie richtet sich in wachsendem Maße gegen die eigene Führung.

Denn während die israelische Regierung, gestützt durch eine erklärte Zustimmung von US-Präsident Donald Trump, laut über die Rückeroberung Gazas spricht, sehen sich viele Palästinenser erneut zu Bauernopfern gemacht – von einer Hamas, die sich weigert, Kompromisse einzugehen, obwohl die Lage aussichtslos erscheint. Die Stimmen der Wut mehren sich – und sie kommen diesmal nicht aus Israel, sondern aus Gaza selbst.

Die nächste Phase der Verwüstung

Seit über 22 Monaten wird Gaza in einem nicht enden wollenden Krieg verschlissen. Mehr als 75 % des Territoriums stehen laut israelischen Schätzungen unter operativer Kontrolle der Streitkräfte. Was bleibt, sind rund 54 bis 73 Quadratkilometer – ein Bruchteil des ursprünglichen Territoriums, auf das nun etwa zwei Millionen Menschen zusammengedrängt sind. Sollte die IDF (Israelische Verteidigungsstreitkräfte) ihr Vorgehen in diesem Areal mit gleicher Feuerkraft fortsetzen wie zuvor, drohen katastrophale Verluste unter der Zivilbevölkerung.

Doch was nun geschieht, ist mehr als eine militärische Drohkulisse. Es ist ein innenpolitisches Beben innerhalb Gazas – und es richtet sich gegen jene, die einst vorgaben, die Bevölkerung zu schützen.

„Die Hamas hat sich entschieden, uns direkt zu schlachten“, schreibt der Kommentator Mekdad Dschamal. Die Menschen litten nicht nur unter der israelischen Offensive, sondern vor allem unter einer politischen Führung, die „für ihre eigenen Interessen die ganze Bevölkerung opfert“. Die Verhandlungen seien gescheitert, der Austausch von Geiseln zum Stillstand gekommen, und die Hamas-Führung verschärfe mit jedem Tag die Lage, statt eine Lösung zu suchen.

Zynismus und Realität: „Danke, Hamas“

Besonders zynisch klingen dieser Tage Kommentare wie jener von Abu Nael, der die Hamas in bitterem Spott für das dankbare Geschenk an die israelische Regierung kritisiert: „Danke, Hamas. Jetzt endet nicht nur die Vernichtung – sondern auch eure Dienstzeit.“ Damit bringt er eine wachsende Sichtweise unter Palästinensern auf den Punkt: Die Hamas hat versagt. Nicht nur militärisch – sondern auch moralisch.

Die entscheidende Kritik: Statt sich zu bewegen, statt die wenigen verbleibenden Spielräume für Verhandlungen zu nutzen, beharrt die Führung auf Maximalforderungen – und überlässt damit die eigene Bevölkerung einer unausweichlichen Eskalation. „Wenn du weißt, dass du einem brutalen Feind gegenüberstehst, der niemanden zurückhält, und du kannst deine Geiseln nicht schützen – was tust du?“, fragt Abu Nael. Die Antwort ist für ihn klar: Die Hamas reagiert nicht mit Vernunft, sondern mit Trotz – und bezahlt wird mit Menschenleben.

Keine Luft zum Atmen

Auch der Al-Dschasira-nahe Reporter Anas al-Sharif, der als Sprachrohr der militärischen Hamas-Flügel gilt, warnt inzwischen öffentlich: „Eine tiefe Angst greift nach den Familien in Gaza.“ Er spricht von Hunger, Wassermangel, fehlenden Zufluchtsorten – aber auch davon, dass die Menschen sich „zum Schweigen verdammt“ fühlen. Und das nicht etwa wegen Israel – sondern weil jede Kritik an der Hamas in der Vergangenheit als Verrat galt.

In dieser Situation fällt es zunehmend schwer, das offizielle Hamas-Narrativ vom „bewaffneten Widerstand“ gegen Israel als glaubwürdig zu bezeichnen. Denn dieser Widerstand hat keine Ziele mehr, keine Strategie, keine greifbare Perspektive – und wird längst nicht mehr von einer breiten Bevölkerung getragen.

Die Hamas als Hindernis des Friedens

Ein Berater aus dem Umfeld der Hamas, Ibrahim al-Madhoun, sprach davon, dass Israel „im völligen militärischen Scheitern“ verharre – doch der Beleg dafür fehlt. Die israelische Armee hat weite Teile Gazas unter Kontrolle gebracht, Kommandeure getötet, Waffenlager zerstört – und international bislang bemerkenswerten Rückhalt behalten. Wer hier von „Scheitern“ spricht, projiziert vielmehr die eigenen inneren Brüche auf den Gegner.

Tatsächlich wird derzeit in Jerusalem offen über eine vollständige Einnahme des Gazastreifens gesprochen. Es gibt Bedenken – auch innerhalb der IDF –, dass ein solcher Schritt teuer und riskant wäre. Aber: Der politische Druck steigt. Nicht zuletzt, weil die Hamas weiterhin jede Lösung sabotiert, die auf Humanität und Kompromiss setzt.

In der israelischen Regierung ist längst klar, dass ein Weiter-so nicht mehr tragbar ist. Die Forderung, die verbliebenen Geiseln heimzuholen, ist nicht verhandelbar. Und wenn das nur über die militärische Kontrolle des gesamten Streifens möglich ist – dann könnte dieser Weg tatsächlich eingeschlagen werden. Nicht aus Rache, sondern aus Konsequenz.

Autor: Redaktion

Artikel veröffentlicht am: Mittwoch, 6. August 2025

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