Ein Staat als Belohnung für Massaker? Wie westliche Symbolpolitik zur Hamas-Propaganda wurde


Ein ranghohes Hamas-Mitglied nennt die geplante Anerkennung Palästinas durch westliche Länder eine direkte Frucht des 7. Oktober. Während Europa beschwichtigt, feiert die Terrororganisation die geopolitische Wende als Sieg ihrer Gewaltstrategie. Es ist ein moralischer Offenbarungseid.

haOlam-News.de - Nachrichten aus Israel, Deutschland und der Welt.

Es war kein Versehen, keine diplomatische Ungenauigkeit und kein Übersetzungsfehler. In aller Klarheit erklärte Ghazi Hamad, Mitglied des Hamas-Politbüros, vor laufender Kamera, was seine Organisation von den jüngsten diplomatischen Bestrebungen westlicher Länder hält: Die geplante Anerkennung eines palästinensischen Staates durch Länder wie Frankreich, Großbritannien oder Kanada sei – wörtlich – „eine der Früchte des 7. Oktobers“.

Die Worte fielen in einem Interview mit dem katarischen Sender Al Jazeera, einem der zentralen Sprachrohre für islamistische Narrative im Nahen Osten. Was Hamad sagte, war mehr als ein zynischer Seitenhieb. Es war ein offenes Eingeständnis: Der schlimmste antisemitische Massenmord seit der Shoah – über 1.200 ermordete Israelis, 250 Geiseln verschleppt, gefoltert, vergewaltigt – wird von der Hamas als politisches Kapital betrachtet. Und die westliche Staatengemeinschaft hat, in Teilen zumindest, geliefert.

Wenn der Terrorist sich bedankt

Ghazi Hamad bedankt sich implizit bei Paris, London und Ottawa. Für ihn ist klar: Der Terror hat Wirkung gezeigt. Seine Botschaft: Massaker führen zu Anerkennung. Wer mordet, bekommt ein Mikrofon – und ein Land. Wer Geiseln verschleppt, kann Grenzen verschieben. Es ist die Quintessenz islamistischer Gewaltlogik: Der Welt ihre Gleichgültigkeit vorzuführen, indem man ihr moralisches Rückgrat bricht.

Was Hamad sagt, ist kein Betriebsunfall, sondern Programm. Für die Hamas war der 7. Oktober kein taktischer Fehler, sondern ein strategischer Erfolg. Während sich der Westen noch immer in diplomatischer Rhetorik windet, feiern die Anführer des Terrors ihre Blutspur als diplomatische Wegbereiter.

Und sie haben recht – leider.

Der Preis für Schweigen und symbolische Schritte

Die Entscheidung westlicher Staaten, im September einen Staat Palästina anzuerkennen – sei es offiziell oder als diplomatische Geste – ist ein kalkulierter Schritt. Man will Druck auf Israel ausüben, den Krieg gegen die Hamas zu beenden. Man möchte die Stimmung in den eigenen Ländern beruhigen, in denen propalästinensische Proteste längst auf dem schmalen Grat zum Antisemitismus balancieren oder diesen überschritten haben. Und man will sich als Förderer eines „gerechten Friedens“ inszenieren.

Doch man übersieht, dass es in diesem Fall nicht um zwei gleichstarke Konfliktparteien geht, sondern um einen demokratischen Staat, der sich gegen eine mörderische, antisemitische Terrororganisation verteidigt – und deren Vertreter nun öffentlich beklatscht, dass Europas Diplomatie auf die Gewalt ihrer Miliz reagiert.

Ein islamistischer Staat als Ziel

Was Hamad ebenfalls offenbart, bleibt in vielen westlichen Medien unter dem Radar: Das Ziel der Hamas ist kein friedlicher, pluralistischer Staat Palästina. Es ist ein islamistischer Gottesstaat, ein Scharia-Regime, das als Etappe auf dem Weg zur Errichtung eines globalen Kalifats dient. Die Anerkennung eines solchen „Staates Palästina“ – zumindest in der Vision der Hamas – wäre nichts anderes als die Internationalisierung eines neuen Afghanistan, eines künftigen Hamas-Irans vor Israels Haustür.

Die Vorstellung, dass ein palästinensischer Staat im Gazastreifen, gegründet auf den Ruinen israelischer Städte und auf den Trümmern ermordeter Zivilisten, den Weg zu einem stabileren Nahen Osten ebnen könnte, ist nicht nur naiv. Sie ist gefährlich.

Gideon Sa’ar stellt die entscheidende Frage

Israels Außenminister Gideon Sa’ar formulierte nach Hamads Interview die vielleicht wichtigste moralische Frage an den Westen: „Wenn so jemand euch applaudiert – was sagt das über euch aus?“ Die Frage ist unbequem. Aber sie ist berechtigt.

Wenn ein Terrorist aufrichtig jubelt über westliche Entscheidungen, wenn er in ihnen die Legitimation seiner Gewalt sieht – dann müsste jedem Staatschef, der diesen Weg mitträgt, das Blut in den Adern gefrieren. Stattdessen ernten wir diplomatische Sprachregelungen, in denen die Hamas kaum noch beim Namen genannt wird, in denen von „Gegengewalt“ gesprochen wird, wo Massaker waren, und in denen man von „Frieden“ spricht, während eine Terrororganisation die Agenda schreibt.

Was auf dem Spiel steht

Die geplante Anerkennung Palästinas mag als wohlmeinende Geste gedacht sein. In der Realität aber bedeutet sie genau das, was Ghazi Hamad beschreibt: Sie ist eine Frucht des 7. Oktobers. Und sie wird von der Hamas als Triumph über Israel gefeiert – als Belohnung für das, was im Kibbutz Be’eri, in Sderot, in Re’im geschehen ist.

Wenn der Westen nicht erkennen will, was auf dem Spiel steht, dann muss man ihn an seine eigenen Grundsätze erinnern: Menschenrechte, Rechtsstaatlichkeit, Unantastbarkeit menschlichen Lebens. All das wurde am 7. Oktober mit Füßen getreten – und nichts davon darf Grundlage für diplomatische Entscheidungen sein.

Wer heute einem Staat Palästina das Wort redet, ohne den politischen, militärischen und moralischen Kollaps der Hamas zur Bedingung zu machen, erklärt die Ermordeten von damals zu Kollateralschäden der Geschichte – und lässt die Mörder als politische Akteure auf die Bühne.

Das ist keine Politik. Das ist Kapitulation.

Autor: Bernd Geiger

Artikel veröffentlicht am: Dienstag, 5. August 2025

haOlam via paypal unterstützen


Hinweis: Sie benötigen kein PayPal-Konto. Klicken Sie im nächsten Schritt einfach auf „Mit Debit- oder Kreditkarte zahlen“, um per Lastschrift oder Kreditkarte zu unterstützen.

Weitere interessante Artikel

Newsletter