„Die Entscheidung ist gefallen“ – Israel bereitet sich auf die vollständige Rückeroberung des Gazastreifens vor


Die Worte sind eindeutig, die Richtung klar: Premierminister Netanyahu will Gaza vollständig einnehmen – trotz Vorbehalten der Militärführung. Was hinter dem dramatischen Strategiewechsel steckt, und warum Israel diesmal entschlossener denn je handelt.

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Die politische Fassade wankt, die Geduld ist aufgebraucht – und die Entscheidung ist gefallen. Nach monatelangem Ringen, zermürbendem Stellungskrieg und einer unvollendeten Offensive scheint der israelische Premierminister Benjamin Netanyahu den Schlusspunkt setzen zu wollen: die vollständige Rückeroberung des Gazastreifens. Nicht mehr nur punktuelle Schläge, nicht mehr taktische Eingrenzung – sondern ein umfassender Militäreinsatz, der bis in die letzten Bastionen der Hamas reicht.

Was vor Wochen noch als Option galt, ist nun zur Strategie geworden. „Israel geht zur Einnahme Gazas über“, ließen Vertraute des Premierministers heute gegenüber israelischen Medien verlauten. Und die Botschaft an den Generalstabschef Eyal Zamir war ebenso unmissverständlich: „Die Armee ist bereit, jede Entscheidung des Kabinetts umzusetzen.“

Konflikt im Inneren: Zwischen Politik und Generalstab

Dabei war der heutige Sicherheitsrat alles andere als harmonisch. Drei Stunden lang dauerten die Gespräche zwischen Regierungsspitze und Militärführung – im Zentrum der Spannungen: der Widerstand von Generalstabschef Zamir. Denn während Netanyahu und Verteidigungsminister Israel Katz auf eine Eskalation drängen, warnt Zamir vor der fatalen Kollision zweier Hauptziele der Operation: dem Schutz der Geiseln auf der einen – und dem vollständigen militärischen Sieg über die Hamas auf der anderen Seite.

Bisher galt: In jenen Gebieten, in denen israelische Geiseln vermutet werden, wurde militärisches Vorgehen mit äußerster Vorsicht betrieben. Doch diese Linie scheint nun aufgegeben. Sollte der Sicherheitskabinett am Donnerstag wie erwartet zustimmen, werden IDF-Einheiten auch in jenen Zonen operieren, die bisher bewusst verschont blieben – trotz des Risikos für Geiselleben.

Eine historische Entscheidung

In Jerusalem ist man sich der Tragweite dieser Entscheidung bewusst. Es geht nicht um eine symbolische Geste – es geht um nichts weniger als die strategische, territoriale und politische Zukunft Gazas. Netanyahu selbst sagte heute beim Besuch des Rekrutierungszentrums Bakum:
„Wir müssen die vollständige Niederlage des Feindes in Gaza vollenden, alle unsere Geiseln befreien und sicherstellen, dass Gaza nie wieder eine Bedrohung für Israel darstellt.“

Diese Aussage ist keine Rhetorik – es ist ein Bekenntnis zur Veränderung des Status quo. Und es ist ein Hinweis darauf, dass Israel bereit ist, den Preis zu zahlen, um diesen Krieg nicht nur zu beenden, sondern zu entscheiden.

Verteidigungsminister Katz formulierte es mit ähnlicher Deutlichkeit: „Sobald die politische Führung entscheidet, wird die Armee die Operation professionell umsetzen – so wie sie es in allen anderen Arenen des Krieges getan hat.“ Auch das ist eine klare Ansage an Generalstabschef Zamir: Bedenken sind erlaubt – Widerstand ist es nicht mehr.

Warum jetzt?

Der Druck auf Netanyahu war enorm. Innenpolitisch steht er durch die stockenden Geiselverhandlungen und die Unzufriedenheit im rechten Lager unter Zugzwang. International verliert Israel zunehmend die Geduld der Unterstützer, die klare Fortschritte erwarten. Und auch militärisch zeigen sich Grenzen: Die Hamas ist geschwächt, aber nicht besiegt. Ihre Strukturen sind dezimiert, doch in den verbleibenden Rückzugsräumen operieren weiterhin bewaffnete Einheiten – geschützt von der Geiselproblematik.

Netanyahu will nicht in die Geschichte eingehen als Premier, der eine halbe Operation geführt und eine halbe Lösung hinterlassen hat. Er will den Krieg beenden – mit einem vollständigen, unumkehrbaren Sieg. Die militärische Logik dahinter: Nur eine dauerhafte Präsenz im gesamten Gazastreifen kann den Wiederaufbau der Hamas verhindern und neue Abschreckung schaffen.

Ein gefährlicher Pfad – mit klarer Richtung

Natürlich birgt dieser Kurs immense Risiken: für die Geiseln, für die Soldaten, für Israels internationales Ansehen. Doch wer die letzten Monate aufmerksam verfolgt hat, weiß: Der schleichende Krieg zermürbt Israel mehr als eine entschlossene Operation. Die Bevölkerung verlangt Ergebnisse. Die Geiselfamilien verlangen Gewissheit. Und die Gegner Israels verstehen nur eine Sprache – die der Entschlossenheit.

Ob die vollständige Einnahme Gazas gelingt, ob sie zur Befreiung der Geiseln führt, ob sie tatsächlich langfristige Sicherheit bringt – das weiß heute niemand. Aber der Schritt ist konsequent. Er ist Ausdruck eines Staates, der sich weigert, in einem endlosen Kreislauf aus Terror, Druck und Reaktion gefangen zu bleiben.

Israel wählt nicht den einfachen Weg – es wählt den Weg der Verantwortung. Auch wenn er schmerzhaft ist. Auch wenn er Widerspruch auslöst. Auch wenn er mit Blut bezahlt wird. Denn am Ende steht ein Ziel, das in Jerusalem niemand aus den Augen verliert: dass Gaza nie wieder ein Zentrum des Terrors gegen das jüdische Volk sein wird.

Autor: Redaktion

Artikel veröffentlicht am: Dienstag, 5. August 2025

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