Türkischer Botschaftsmitarbeiter wegen mutmaßlicher Sexualstraftat an israelischem Strand angeklagt
Der Verdacht wiegt schwer – doch Ankara wollte ihn einfach abziehen. Israels Justiz setzt ein klares Zeichen gegen den Missbrauch diplomatischer Immunität.

Ein Mitarbeiter der türkischen Botschaft in Tel Aviv steht im Verdacht, in der Umkleidekabine eines belebten Stadtstrandes heimlich minderjährige Mädchen gefilmt zu haben. Nach israelischen Medienberichten wird am Montag Anklage gegen Omar Safa Khosi erhoben – trotz diplomatischer Verwicklungen und massiven Drucks aus der Türkei. Der Vorwurf: sexuelle Belästigung und die mutmaßliche Anfertigung von Aufnahmen unter Missachtung jeglicher moralischer und rechtlicher Grenzen.
Der Vorfall ereignete sich am beliebten Frishman-Strand, mitten in Tel Aviv. Khosi, Angestellter der türkischen Botschaft, wurde vergangenen Freitag von der Polizei festgenommen, nachdem Zeugen einen Notruf abgesetzt hatten. Sie hatten beobachtet, wie er sich in die Frauenumkleide schlich – mit seinem Mobiltelefon in der Hand. Mehrere Anzeigen folgten. Mindestens drei Mädchen gaben an, dass er versucht habe, sie heimlich zu filmen. Laut Polizei gestand der Verdächtige die Taten nicht ausdrücklich, bestritt sie aber auch nicht. Seine Aussagen seien "nicht widersprüchlich", heißt es aus Ermittlerkreisen – ein vorsichtig formulierter Hinweis darauf, dass die Indizienlage offenbar belastend ist.
Besonders brisant ist die diplomatische Dimension des Falls: Die Türkei versuchte umgehend, Khosi der israelischen Strafverfolgung zu entziehen. Unter Verweis auf seinen diplomatischen Status forderte Ankara seine Übergabe und wollte ihn auf das Gelände der Botschaft in Tel Aviv verlegen – faktisch ein sicherer Hafen für jeden, der sich einem rechtsstaatlichen Verfahren entziehen will. Doch Israel stellte sich quer. Deutlich, unmissverständlich und mit rechtlichem Rückgrat lehnte Jerusalem die Forderung ab. Auch ein erneuter Vorstoß der Verteidigung, Khosi wenigstens unter Aufsicht der Botschaft freizulassen, wurde vom zuständigen Gericht verworfen. Der Richter verlängerte stattdessen die Untersuchungshaft – angesichts der Schwere des Tatverdachts und zum Schutz möglicher weiterer Opfer.
Diese Entscheidung ist mehr als eine juristische Notwendigkeit. Sie ist ein Signal: Auch diplomatisches Personal steht nicht über dem Gesetz. Wer in Israel gegen Kinder und Jugendliche übergriffig wird – egal, aus welchem Land er kommt, egal, welchen Pass er besitzt – wird mit den Konsequenzen rechnen müssen. Dass die Türkei in einem solchen Fall versuchte, mit dem Mantel diplomatischer Immunität eine Art „Schutzschild“ zu errichten, ist ein beunruhigendes Zeichen. Gerade in Zeiten, in denen sexuelle Gewalt gegen Minderjährige international immer wieder für Empörung sorgt, wirken solche Manöver wie eine Verhöhnung der Opfer.
Der Fall Khosi entfaltet seine Brisanz auch vor dem Hintergrund angespannten israelisch-türkischen Verhältnisses. Dass Ankara nun mit diplomatischem Druck reagiert, statt Transparenz und Aufklärung zu unterstützen, könnte die Beziehungen weiter belasten. Israel indes hat sich entschieden, konsequent zu handeln. Die Rechtsstaatlichkeit wird nicht dem diplomatischen Kalkül geopfert. Ein wichtiges Zeichen – gerade auch für Opfer sexueller Gewalt, die zu oft erleben müssen, dass ihre Peiniger durch Machtstrukturen geschützt werden.
Ob Khosi letztlich verurteilt wird, entscheidet das Gericht. Doch schon jetzt steht fest: Dieser Fall wird international beobachtet – und könnte zu einem Präzedenzfall dafür werden, wie weit Diplomatie reichen darf, wenn sie mit schwerwiegenden Verbrechen kollidiert. Israels Botschaft ist klar: Kinderschutz steht über Immunität.
Autor: Redaktion
Bild Quelle: Polizei Israel
Artikel veröffentlicht am: Samstag, 2. August 2025