Israel lehnt Hamas-Vorschlag ab – „rote Linien“ übermittelt: Kein Rückzug, keine Tauschgeschäfte mit Toten, keine Preisgabe des Philadelphi-Korridors


Trotz internationaler Vermittlung und humanitärer Not bleibt Israels Haltung gegenüber Hamas klar: Keine Zugeständnisse beim Sicherheitskonzept, keine Gleichsetzung zwischen Leichen und lebenden Geiseln. Kairo und Doha bemühen sich um Schadensbegrenzung – doch ein Durchbruch bleibt fern.

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Inmitten der festgefahrenen Gespräche über eine Waffenruhe und die Freilassung israelischer Geiseln in Gaza hat Israel am Mittwoch eine deutliche Botschaft an die Hamas übermitteln lassen. Über die vermittelnden Regierungen von Katar und Ägypten übergab Jerusalem der Terrororganisation ein Dokument mit sogenannten "Dgashim" – klaren Schwerpunkten und roten Linien, die Israels Sicherheitspolitik nicht zu überschreiten bereit ist.

Ein hochrangiger israelischer Regierungsvertreter bestätigte gegenüber N12, dass das Dokument als Antwort auf den jüngsten Gegenvorschlag der Hamas verfasst wurde, der letzte Woche eingegangen war. Dieser Gegenvorschlag sei, so der israelische Beamte, „unvereinbar mit dem sicherheitspolitischen Spielraum Israels“. Der sogenannte Flexibilitätsrahmen sei „nicht berührt worden – damit ist eine Einigung derzeit nicht möglich“.

Drei zentrale Ablehnungen Israels

Nach Angaben des katarischen Senders Al-Araby wurden der Hamas drei zentrale Ablehnungspunkte Israels übermittelt:

  1. Keine Aufgabe des Philadelphi-Korridors: Israel lehnt jede Forderung nach vollständigem Rückzug aus dem Grenzstreifen zwischen Gaza und Ägypten strikt ab. Der sogenannte Philadelphi-Korridor ist für Israel von strategischer Bedeutung, insbesondere zur Verhinderung von Waffenschmuggel über die Sinai-Grenze.

  2. Keine Rückgabe israelischer Leichen im Austausch gegen lebende Terroristen: Hamas hatte offenbar vorgeschlagen, getötete israelische Soldaten oder Geiseln gegen lebende palästinensische Häftlinge auszutauschen. Für Israel kommt ein solcher Tausch, so wurde klargestellt, prinzipiell nicht infrage. Es wäre ein moralischer und politischer Präzedenzfall, den man kategorisch ablehnt.

  3. Keine generelle Neupositionierung oder Truppenverlegung, wie von der Hamas vorgeschlagen: Israel ist bereit, über operative Ruhe und begrenzte humanitäre Erleichterungen zu verhandeln – aber nicht über sicherheitsgefährdende Rückzüge, die eine erneute Aufrüstung der Hamas ermöglichen könnten.

Vermittler in der Zwickmühle – Fortschritt trotz Rückschlag?

Trotz der klaren israelischen Ablehnung geben sich die Vermittler aus Katar und Ägypten betont optimistisch. In einer gemeinsamen Erklärung am vergangenen Wochenende hieß es, es habe „trotz gegensätzlicher öffentlicher Signale“ messbare Fortschritte in den Gesprächen gegeben. Die zeitweilige Aussetzung des Dialogs sei nicht als Abbruch zu werten, sondern als Teil eines „natürlichen diplomatischen Prozesses angesichts der Komplexität der Lage“.

Israel bestätigt diese Darstellung in Teilen. Mehrere Regierungsvertreter signalisierten, dass der Austausch von Papieren und Botschaften durchaus als Fortführung der Gespräche gewertet wird. Ein abruptes Ende des Verhandlungsprozesses sei – trotz der Absage an zentrale Punkte – derzeit nicht geplant.

Der Schatten der Geiseln – und ein Sondergesandter auf dem Weg

Vor diesem Hintergrund erhält der für Mittwoch angekündigte Besuch des US-Sondergesandten Steve Witkoff zusätzliches Gewicht. Der enge Trump-Vertraute, der nach drei Monaten erstmals wieder nach Israel reist, soll nicht nur mit Premierminister Netanjahu zusammentreffen, sondern auch mögliche Szenarien für humanitäre Hilfe sowie Fortschritte im Geiseldeal erörtern.

Ein hochrangiger amerikanischer Diplomat sagte gegenüber N12, dass Präsident Donald Trump persönlich „detaillierte Informationen über die humanitäre und politische Lage in Gaza“ eingefordert habe. Die Reise Witkoffs solle ihm helfen zu entscheiden, wie die Vereinigten Staaten künftig agieren – sowohl im Blick auf die Hilfslieferungen als auch im Umgang mit der Hamas, die in Washington weiterhin als Terrororganisation eingestuft wird.

Zwischen harter Linie und Realismus

Für Israel bleibt der Status der Geiseln – sowohl lebende als auch gefallene – ein nicht verhandelbares Thema nationaler Verantwortung. Gleichzeitig wächst internationaler Druck, eine Eskalation zu vermeiden und die humanitäre Situation im Gazastreifen zu verbessern. Das Spannungsverhältnis zwischen militärischer Kontrolle und diplomatischem Fortschritt bleibt bestehen.

Die kommenden Tage werden zeigen, ob Witkoffs Besuch die festgefahrenen Gespräche neu beleben kann – oder ob sich die Positionen weiter verhärten. Eines aber macht Israels aktuelle Reaktion klar: Es wird keinen Rückzug um jeden Preis geben. Und keine Deals, die das Gleichgewicht zwischen Moral, Strategie und Sicherheit gefährden.

Autor: Redaktion

Artikel veröffentlicht am: Mittwoch, 30. Juli 2025

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