Trumps Sondergesandter vermittelt Feuerpause: Gespräche über Gaza-Abkommen nähern sich entscheidender Phase


Ein mögliches Abkommen zwischen Israel und der Hamas rückt näher. Trumps Unterhändler Steve Witkoff trifft israelische und katarische Delegationen in Rom – mit einem Ziel: Geiseln freizubekommen und einen Waffenstillstand durchzusetzen.

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Es ist Bewegung in die festgefahrenen Verhandlungen um einen Waffenstillstand im Gazastreifen gekommen – ausgerechnet durch eine Initiative der Trump-Administration. Wie aus diplomatischen Quellen hervorgeht, wird Steve Witkoff, der Sondergesandte von US-Präsident Donald Trump für den Nahen Osten, am Donnerstag in Rom mit hochrangigen Vertretern Israels und Katars zusammenkommen. Thema des Treffens: ein umfassendes Abkommen zur Freilassung der von der Hamas festgehaltenen Geiseln sowie ein konkreter Plan für einen dauerhaften Waffenstillstand.

Nach Informationen von Axios ist ein Gespräch mit Ron Dermer, Israels Minister für strategische Angelegenheiten und engem Vertrauten von Premierminister Netanyahu, sowie mit einem ranghohen katarischen Unterhändler angesetzt. Sollte das Treffen in Rom Fortschritte bringen, könnte Witkoff bereits zum Wochenende weiter nach Doha reisen, um die letzten Details des möglichen Abkommens zu finalisieren.

Letzte Etappe in den Verhandlungen?

„Wir stehen mitten in den Verhandlungen – wirklich auf der Zielgeraden“, erklärte ein hochrangiger Sicherheitsbeamter gegenüber dem israelischen Portal Walla am Dienstag. Schon in der vergangenen Woche hatte Witkoff sich öffentlich optimistisch gezeigt. Bei einem Auftritt mit Donald Trump in Washington sprach dieser von „guten Nachrichten aus Gaza“ und lobte die Arbeit seines Emissärs ausdrücklich.

Zentrales Thema der Verhandlungen: Die künftige Präsenz der israelischen Armee im Gazastreifen während einer möglichen Waffenruhe. Wie die Jerusalem Post erfahren hat, hat Israel in internen Karten, die an Vermittler übergeben wurden, de facto den Rückzug vom strategisch wichtigen Morag-Korridor akzeptiert – einer Nord-Süd-Verbindung, die lange als rote Linie galt. Es scheint, als ob Jerusalem bereit ist, auf direkte Kontrolle in bestimmten Teilen des Küstenstreifens zu verzichten, um ein Abkommen zu ermöglichen.

Rückzug auf das Sicherheitsperimeter von Januar

Nach Angaben israelischer Quellen würde das sich abzeichnende Abkommen vorsehen, dass sich die IDF auf eine Zone von etwa 700 bis 1.000 Metern entlang der israelisch-gazaischen Grenze zurückzieht – ähnlich der Sicherheitslinie, auf die sich das Militär bereits im Januar 2025 zurückgezogen hatte. Damals hatte die Armee Gaza-Stadt, Chan Yunis, Rafah sowie zentrale Teile des Gazastreifens verlassen und nur noch eine Perimeterstellung gehalten.

Dieser Schritt war bereits damals als taktischer Rückzug gedeutet worden – auch mit Blick auf internationale Erwartungen und diplomatische Zwänge. Sollte nun ein formeller Waffenstillstand folgen, würde er an diese Linie anknüpfen. Aus israelischer Sicht wäre dies eine Konzession – aber möglicherweise der einzige Weg, um die Rückkehr der Geiseln zu ermöglichen und eine weitere Eskalation zu verhindern.

Katar als Schlüsselvermittler

Katar, das sowohl zu Israel als auch zur Hamas Kontakte pflegt, spielt bei dem sich abzeichnenden Abkommen erneut eine Schlüsselrolle. Während es für Jerusalem politisch unmöglich ist, direkt mit der Hamas zu verhandeln, agieren Doha und Kairo als zentrale Kommunikationskanäle zwischen den Konfliktparteien. Auch Ägypten ist in den Prozess involviert – bleibt aber angesichts wachsender Frustration über wiederholte Rückschläge im Hintergrund.

Für Trump ist der Einsatz seines persönlichen Vertrauten Witkoff mehr als reine Außenpolitik: Es geht auch um geopolitisches Profil in einem Wahljahr. Sollte es gelingen, ein tragfähiges Abkommen zwischen Israel und der Hamas zu vermitteln, wäre das ein außenpolitischer Prestigeerfolg für den ehemaligen Präsidenten, der bereits angekündigt hat, bei der kommenden Wahl erneut anzutreten.

Zwischen Hoffnung und Skepsis

Trotz der neuen Dynamik bleibt die Lage angespannt. Immer wieder waren in den vergangenen Monaten Abkommen im letzten Moment gescheitert – sei es an Detailfragen zur IDF-Präsenz, am Streit über die Namen freizulassender Häftlinge oder an Bedingungen zur Rückkehr von Binnenflüchtlingen im Gazastreifen. Auch die Hamas dürfte interne Differenzen austragen: Zwischen den politischen Anführern in Doha und der militärischen Führung vor Ort ist die Linie oft nicht einheitlich.

Doch diesmal scheint es mehr als nur eine vage Annäherung zu geben. Die Präsenz Witkoffs in Rom, die geplante Weiterreise nach Katar und die konkreten Verweise auf operative IDF-Karten lassen auf einen diplomatischen Endspurt schließen.

Ob am Ende ein belastbares Abkommen steht – mit echter Waffenruhe, Geiselbefreiung und internationaler Rückendeckung –, bleibt offen. Aber zum ersten Mal seit Monaten ist die Hoffnung spürbar, dass sich das festgefahrene Drama von Gaza in Richtung einer politischen Lösung bewegt.

Autor: Redaktion
Bild Quelle: By U.S. Embassy Jerusalem - https://www.flickr.com/photos/46886434@N04/54517476582/, CC BY 2.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=165723338

Artikel veröffentlicht am: Mittwoch, 23. Juli 2025

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