Verhandlungen in Doha drohen zu scheitern: Hamas spricht von Stillstand


Trotz intensiver Gespräche in Katar stehen die Verhandlungen über einen Geisel-Deal und eine Waffenruhe laut palästinensischen Quellen kurz vor dem Zusammenbruch. Die Positionen bleiben verhärtet – besonders beim IDF-Rückzug und der Frage der Hilfslieferungen.

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Die indirekten Verhandlungen zwischen Israel und der Hamas in Doha über eine mögliche Waffenruhe und einen Geisel-Deal stecken offenbar in einer tiefen Krise. Palästinensische Offizielle erklärten laut einem Bericht der BBC am Samstag, die Gespräche stünden „kurz vor dem Scheitern“.

Demnach habe Israels Premierminister Benjamin Netanjahu bewusst eine Delegation ohne Entscheidungskompetenz nach Katar entsandt – mit dem Ziel, Zeit zu gewinnen, während er sich in Washington mit US-Vertretern traf.

Im Zentrum des Streits stehen zentrale sicherheitspolitische Fragen. Israel besteht darauf, auch während der vorgeschlagenen 60-tägigen Feuerpause IDF-Truppen in bestimmten Teilen des Gazastreifens zu stationieren. Hamas lehnt das strikt ab und verlangt einen vollständigen Rückzug der israelischen Streitkräfte, die ungehinderte Lieferung humanitärer Hilfe sowie glaubhafte internationale Garantien für einen dauerhaften Waffenstillstand.

Ein israelischer Regierungsvertreter sagte der Jerusalem Post, man habe erwartet, dass durch den Druck aus Washington und Doha Bewegung in die Sache komme. Doch Stand Donnerstag seien die Gespräche in einer Sackgasse angekommen.

Streitpunkt Hilfslieferungen

Ein weiterer Streitpunkt ist die Verteilung der humanitären Hilfe: Hamas fordert, dass Hilfsgüter ausschließlich über UN-Organisationen und internationale NGOs in Gaza verteilt werden. Israel hingegen möchte, dass die Gaza Humanitarian Foundation (GHF) – eine Organisation unter israelischer Kontrolle – für die Versorgung der Zivilbevölkerung zuständig ist.

Beobachter sehen in diesem Streit nicht nur ein logistisches Problem, sondern einen Machtkampf um Kontrolle und Legitimität. Israel will die Hamas aus der Verteilung ausschließen, um Missbrauch zu verhindern. Hamas fürchtet dadurch einen politischen Autoritätsverlust.

Der aktuelle Vorschlag

Nach Angaben der Jerusalem Post unterbreitete Israel am Mittwochabend einen neuen Vorschlag, der eine etwas größere Flexibilität bezüglich der IDF-Präsenz im südlichen Gazastreifen vorsieht – konkret im Korridor zwischen Morag und dem sogenannten Philadelphi-Korridor entlang der ägyptischen Grenze.

Gleichzeitig enthält der Vorschlag die Freilassung von zehn lebenden israelischen Geiseln sowie die Übergabe der sterblichen Überreste von 18 weiteren über einen Zeitraum von 60 Tagen. Im Gegenzug würde Israel eine noch nicht öffentlich genannte Anzahl palästinensischer Häftlinge freilassen – synchron zur Rückgabe der Geiseln, aber ohne öffentliche Zeremonien.

Derzeit befinden sich nach israelischen Angaben noch 50 Geiseln in Gaza – darunter 30 Lebende und die Leichname von 30 weiteren.

Acht Runden, getrennte Räume, kaum Fortschritt

Seit vergangenem Sonntag laufen in Doha die indirekten Gespräche. Laut BBC fanden bislang acht Verhandlungsrunden statt – stets in getrennten Gebäuden. Die Vermittlung übernehmen Katar und Ägypten, mit Beteiligung des katarischen Premierministers Sheikh Mohammed bin Abdul Rahman Al Thani und hochrangiger ägyptischer Geheimdienstoffiziere. Auch US-Sondergesandter Brett McGurk ist vor Ort.

Doch trotz der internationalen Präsenz bleiben Fortschritte aus. Die Hamas wies bereits den zweiten israelischen Vorschlag zurück. Beide Seiten werfen einander Unnachgiebigkeit vor.

Die Situation ist festgefahren – und jede weitere Verzögerung bringt nicht nur die Geiseln in größere Gefahr, sondern erhöht auch das Risiko einer erneuten militärischen Eskalation in Gaza. Sollte keine Einigung erzielt werden, dürfte die fragile Gesprächsbasis zusammenbrechen – mit dramatischen Folgen für alle Beteiligten.

Autor: Redaktion

Artikel veröffentlicht am: Samstag, 12. Juli 2025

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