Trump fordert iranischen Verzicht auf Urananreicherung – Teheran stellt Bedingungen für neue Gespräche
US-Präsident hält militärische Option offen, während Teheran nur unter einer Bedingung zu neuen Verhandlungen bereit ist

Die Gespräche zwischen den USA und Iran gewinnen plötzlich an Tiefe – und zugleich an Dramatik. Während die israelischen Luftangriffe auf iranische Militäranlagen weitergehen, hat sich zwischen dem US-Sondergesandten Steve Witkoff und dem iranischen Außenminister Abbas Araghchi ein bislang geheim gehaltener diplomatischer Austausch entwickelt. Doch das iranische Regime knüpft jegliche Gesprächsbereitschaft an eine klare Bedingung: Der Krieg müsse enden – sofort. Und damit stellt sich eine Frage mit weitreichenden Konsequenzen: Ist Washington bereit, Israel unter Druck zu setzen, um das atomare Programm Teherans zu stoppen?
Seit dem 13. Juni bombardiert die israelische Luftwaffe gezielt Stellungen und Einrichtungen in Iran, die nach Angaben des Verteidigungsministeriums in Jerusalem mit dem Nuklearprogramm sowie mit ballistischen Raketen in Verbindung stehen. Die Angriffe seien notwendig, um einem „drohenden atomaren Durchbruch des iranischen Regimes“ zuvorzukommen, heißt es aus israelischen Regierungskreisen. Inmitten dieser militärischen Auseinandersetzung haben nun erstmals seit Monaten direkte Telefongespräche zwischen hochrangigen Vertretern der USA und Iran stattgefunden.
Drei Diplomaten bestätigten gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters, dass es zwischen Witkoff und Araghchi mehrere Telefonate gegeben habe – „substanzieller als alle bisherigen Kontakte“, wie ein europäischer Beamter formulierte. Die Inhalte dieser Gespräche sind brisant. Washington soll demnach ein neues Angebot unterbreitet haben: ein regionales Konsortium zur Urananreicherung, das komplett außerhalb des iranischen Staatsgebiets arbeiten soll. Doch Teheran lehnt diese Idee weiterhin ab – mit Verweis auf sein „unumstößliches Recht zur Urananreicherung auf eigenem Boden“, wie es Irans Oberster Führer Ali Khamenei formuliert.
Ein iranischer Diplomat erklärte gegenüber Reuters: „Wir kommen nicht an den Verhandlungstisch zurück, solange Israel Bomben wirft.“ Ein europäischer Kollege berichtete von einem ähnlichen Ton: „Araghchi sagte, dass Teheran flexibel sei, wenn Washington Israel zur Waffenruhe zwinge.“
Diese Forderung hat Sprengkraft. Denn sie bringt die USA in eine unangenehme Zwickmühle: Einerseits steht Präsident Trump weiterhin fest an Israels Seite, andererseits betont er – auch gegenüber den europäischen G7-Partnern –, dass er eine rasche Deeskalation wolle. Beim G7-Gipfel in Kanada soll Trump laut europäischen Diplomaten betont haben, dass er ein baldiges Ende der Operationen wünsche, allerdings nur, wenn Teheran seinen Forderungen nachkomme. Darunter fällt insbesondere das zentrale Ziel der Trump-Regierung: der vollständige Verzicht Irans auf Urananreicherung auf eigenem Boden.
Dass Trump bislang offen lässt, ob sich US-Streitkräfte an Israels Operationen beteiligen, ist Teil seiner strategischen Doppelspurigkeit. Einerseits sendet er Härte, andererseits lässt er diplomatische Kanäle bewusst offen. In Washington kursiert das Gerücht, dass iranische Offizielle sogar an einem Treffen mit Trump in der US-Hauptstadt interessiert seien – ein symbolischer Schritt, der dem Regime in Teheran jedoch innenpolitisch kaum vermittelbar wäre, solange israelische Bomben fallen.
Europäische Vermittlungsversuche laufen derweil parallel. Am Sonntag telefonierten die Außenminister Deutschlands, Frankreichs und Großbritanniens mit Araghchi, am Freitag soll in Genf ein weiteres Treffen mit EU-Vertretern stattfinden. Dabei fungieren die Europäer als diplomatisches Bindeglied zwischen den Fronten – und versuchen, Bewegung in die festgefahrene Lage zu bringen. Auch US-Außenminister Marco Rubio war in diese Gespräche involviert, insbesondere bei den Koordinationstreffen während des G7-Gipfels.
Die diplomatische Initiative ist allerdings fragil. Zu groß sind die roten Linien beider Seiten. Während Washington eine vollständige Aufgabe des iranischen Atomprogramms fordert, besteht Khamenei auf dem „nuklearen Selbstbestimmungsrecht des iranischen Volkes“. Und während Israel weiter bombardiert, sieht sich Teheran nicht in der Lage, öffentlich mit den USA zu verhandeln, ohne innenpolitisch massiv an Legitimität zu verlieren.
Gleichzeitig mehren sich die Anzeichen, dass ein Zeitfenster für einen Kompromiss nur kurz geöffnet ist. Sollte Trump entscheiden, sich doch militärisch stärker einzuschalten, wäre jede diplomatische Initiative erledigt. Ebenso droht Iran damit, die Zusammenarbeit mit der Internationalen Atomenergiebehörde IAEA vollständig einzustellen, sollte der Westen seine Angriffe nicht verurteilen.
Ein europäischer Spitzendiplomat fasst die Lage so zusammen: „Die Tür steht einen Spalt offen – aber auf beiden Seiten stehen Männer mit dem Fuß davor.“ Ob daraus eine echte Verhandlung wird oder der nächste Kriegsschritt, wird sich in den kommenden Tagen entscheiden. Fest steht: Eine Lösung des jahrzehntealten Atomkonflikts ist ohne politische Kompromisse undenkbar – aber genau dazu scheint momentan niemand wirklich bereit zu sein.
Autor: Redaktion
Artikel veröffentlicht am: Donnerstag, 19. Juni 2025