Iran feuert weiter – Israels Armee meldet Erfolge, doch keine Entwarnung


Die israelische Armee trifft systematisch Irans Raketenarsenal und Kommandozentralen. Doch das Regime in Teheran könnte Israel noch wochenlang mit Raketen beschießen.

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Die israelische Armee hat in den vergangenen Tagen nach eigenen Angaben massive Fortschritte im Kampf gegen Irans militärische Infrastruktur erzielt. Seit Beginn der großangelegten Gegenschläge am Freitag wurden rund 170 Ziele in Iran getroffen – darunter ein bedeutender unterirdischer Raketenstützpunkt, mehrere mobile Abschussrampen, Luftabwehrstellungen und zentrale Einrichtungen des Atomprogramms. Doch trotz dieser Erfolge gibt es noch keinen Hinweis auf ein nahes Ende der Bedrohung für Israels Bevölkerung.

Ein IDF-Offizier erklärte am Sonntag, man habe zwar zahlreiche ballistische Raketen zerstört, doch sei unklar, wie viele Iran tatsächlich noch besitzt – oder bewusst verschweigt. Zwar schätzen israelische und amerikanische Quellen das iranische Arsenal auf rund 3.000 Raketen, von denen etwa 1.000 Israel erreichen können, doch die Zahl einsatzfähiger Abschussrampen liegt laut denselben Quellen nur zwischen 150 und 250.

Seit April 2024 hat Iran laut israelischen Angaben bereits mehr als 800 Raketen abgefeuert – allein in den letzten 48 Stunden mindestens 275. Zuletzt trafen am Samstagabend und in der Nacht auf Sonntag drei Salven Israel: um 23 Uhr, um 2 Uhr und nochmals gegen 2:55 Uhr. Ziel waren dabei vor allem das Zentrum und der Norden des Landes. In Bat Yam und Rehovot wurden Wohngebäude schwer beschädigt.

Kein Ende in Sicht – Raketenbedrohung bleibt akut

Der militärische Erfolg in Iran ist spürbar – doch die Bedrohung bleibt bestehen. Sollte das Regime in Teheran die Intensität der Angriffe drosseln und künftig „nur noch“ 50 bis 100 Raketen täglich abfeuern, könnte der Beschuss dennoch über Wochen oder gar Monate anhalten. Die israelische Armee bereitet sich daher auf eine anhaltende Gefahrenlage im Inneren vor.

Ein IDF-Sprecher betonte, dass die Schäden in Israel bisher geringer ausfielen als ursprünglich befürchtet – was sowohl dem Iron-Dome-Abwehrsystem als auch dem schnellen Reaktionsvermögen der Bevölkerung und der Rettungskräfte zu verdanken sei. Dennoch: Zehn Menschen wurden bislang getötet, mehr als 250 verletzt.

Luftschläge in Etappen – Herausforderung durch Entfernung

Im Gegensatz zu früheren Operationen im Libanon oder in Syrien gestaltet sich der Luftkrieg gegen Iran logistisch äußerst komplex. Die meisten Drohnen erreichen iranisches Territorium nicht. Kampfjets benötigen mehrere Stunden für Hin- und Rückflüge, was die Schlagkraft deutlich limitiert. Eine Dauerbelastung wie bei Operationen gegen die Hisbollah sei daher nicht umsetzbar, so ein hochrangiger Offizier.

Die Operation erfolgt deshalb in Phasen. Zuerst wurden Luftabwehrsysteme ausgeschaltet und Führungspersonal ausgeschaltet, dann Nuklearanlagen wie Natanz ins Visier genommen – ein Symbol und Bollwerk iranischer Macht. In der aktuellen Phase konzentriert sich die IDF auf mobile Raketenabschussbasen und logistische Knotenpunkte, wobei die Mobilität der Anlagen und der enorme Aufwand für die Luftbetankung israelischer Flugzeuge den Fortschritt verlangsamen.

Israel informiert, aber bleibt vorsichtig

Dass das israelische Militär öffentlich über die Operationen spricht, aber genaue Zahlen und Prognosen vermeidet, ist Teil einer bewussten Strategie. Einerseits soll der eigene Bevölkerung vermittelt werden, dass man handlungsfähig ist. Andererseits soll Teheran nicht erkennen können, wie erfolgreich einzelne Angriffe waren oder welche Ziele bislang unerreicht blieben.

Ein Offizier erklärte, dass der Fortschritt sogar schneller verlaufe als ursprünglich angenommen. Auch amerikanische Militärkreise zeigten sich demnach beeindruckt vom Tempo der israelischen Luftwaffe. Doch das beantwortet nicht die zentrale Frage: Wie lange kann Iran Israel noch beschießen – und mit welcher Intensität?

Bis eine Antwort möglich ist, bleibt die Bevölkerung Israels weiter im Ausnahmezustand.

Autor: Redaktion
Bild Quelle: IDF

Artikel veröffentlicht am: Sonntag, 15. Juni 2025

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