Radikalisierung mitten in Israel: Warum immer mehr arabische Israelis den Dschihad suchen


Immer mehr arabische Israelis schließen sich islamistischen Terrorgruppen an. Die Sicherheitsbehörden schlagen Alarm – und stehen vor einer stillen Eskalation.

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Die Zahlen sind eindeutig, die Gefahr real: In nur fünf Monaten hat der israelische Inlandsgeheimdienst mehr als 15 Terrorzellen zerschlagen, bestehend aus arabischen Staatsbürgern Israels. Die meisten von ihnen hatten sich dem sogenannten Islamischen Staat (IS) verschrieben – einige sogar öffentlich ihren Treueeid geleistet. Andere reisten gezielt in den Norden Samarias, um sich bewaffneten palästinensischen Gruppen wie Hamas oder dem Islamischen Dschihad anzuschließen. Das Phänomen ist nicht nur alarmierend – es ist eine stille Revolution im Inneren.

Was einst als Randerscheinung galt, entwickelt sich rasant zur strukturellen Bedrohung. Der israelische Sicherheitsapparat spricht mittlerweile von zwei klaren Strömungen: Einerseits bilden sich innerhalb Israels dschihadistische Kleingruppen, andererseits reisen junge arabische Israelis aktiv in das von Terrorgruppen kontrollierte Gebiet rund um Dschenin, um dort an Kampfhandlungen teilzunehmen, Waffen zu schmuggeln oder Informationen über israelische Truppenbewegungen weiterzugeben. All das unter dem Radar – bis zur Festnahme.

Ein besonders aufsehenerregender Fall betrifft drei arabische Israelis aus Ar’ara, darunter ein Minderjähriger. Sie wurden im Januar nach einem Zwischenfall mit Grenzpolizisten festgenommen – nachweislich, nachdem sie den Kontakt zu einem Agenten im Ausland aufgenommen und Trainingsinformationen vom Islamischen Staat erhalten hatten. Sie sollen unter Anleitung syrischer IS-Kader Sprengsätze gebaut und getestet haben, um damit israelische Sicherheitskräfte anzugreifen. Nun stehen sie vor Gericht. Doch die Behörden befürchten, dass sie nur die Spitze eines Eisbergs sind.

Denn in den arabischen Gemeinden innerhalb Israels vollzieht sich seit geraumer Zeit ein schleichender Wandel, der in seiner Tragweite lange unterschätzt wurde. Besonders junge Männer – Teenager oder in ihren Zwanzigern – radikalisieren sich zunehmend durch arabischsprachige Kanäle wie Al Jazeera oder Telegram-Gruppen, die dschihadistisches Propagandamaterial verbreiten. Obwohl offiziell in Israel nicht ausgestrahlt, sind diese Inhalte über Mobiltelefone jederzeit zugänglich.

Ein hochrangiger Sicherheitsbeamter spricht von einer „ideologischen Verschränkung“ zwischen dschihadistischen Ideen aus Syrien, palästinensischem Nationalismus und islamistischer Empörung über Bilder aus Gaza. Viele junge Araber würden Präsident Bashar al-Sharaa – dem neuen, ultraradikalen Machthaber in Damaskus – als Held eines „erfolgreichen Widerstands“ gegen den Westen und gegen Israel betrachten. Seine Propaganda ist zu einem Fanal für Gewalt geworden, das längst bis in israelische Klassenzimmer hallt.

Diese ideologische Gemengelage wird zusätzlich von Bildern in den sozialen Netzwerken angeheizt. Inszenierte Leidensbilder aus Gaza – hungernde Kinder, zerstörte Häuser, trauernde Mütter – werden dort massenhaft verbreitet. Was bleibt, ist ein einseitiges Weltbild, das Israel dämonisiert und das Selbstverständnis arabischer Jugendlicher untergräbt. Wer sich durch diese Bilder moralisch im Recht wähnt, ist schneller bereit zur Tat zu schreiten.

Besonders brisant: Die israelische Staatsbürgerschaft ist für diese Täter kein Hindernis. Im Gegenteil – sie nutzen ihre rechtlichen Privilegien gezielt aus. Sie bewegen sich frei im Land, reisen unauffällig ins Westjordanland, bringen Informationen über IDF-Stellungen oder transportieren Waffen über Grenzen, die für viele Palästinenser unüberwindbar sind. Ihre israelischen Ausweise werden so zu Eintrittskarten für den inneren Krieg gegen den Staat, dem sie rechtlich angehören.

Der Fall Ar’ara zeigt, dass auch Minderjährige längst nicht mehr außen vor sind. Der IS rekrutiert gezielt Jugendliche, bildet sie in Sprengstofftechniken aus und nutzt ihre jugendliche Unauffälligkeit. Der Gedanke, dass israelische Teenager auf israelischem Boden Anschläge verüben könnten – nicht gegen das Land aus dem Gazastreifen oder aus Syrien heraus, sondern mitten aus dem Land selbst –, bringt die Sicherheitsbehörden zunehmend in Zugzwang.

Was hier entsteht, ist kein spontaner Ausbruch blinder Wut – sondern ein ideologisch getriebener, strukturierter Angriff von innen. Die Erkenntnis, dass arabische Israelis – nicht mehr nur aus dem Gazastreifen oder dem Libanon – Teil internationaler dschihadistischer Strukturen werden, erschüttert bisherige Gewissheiten.

Autor: Redaktion
Bild Quelle: IDF

Artikel veröffentlicht am: Dienstag, 27. Mai 2025

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