Syrien unter al-Sharaa: Vertreibung, Angst und der Preis des Machtwechsels


Seit dem Sturz von Bashar al-Assad im Dezember 2024 erlebt Syrien eine neue Welle der Gewalt – diesmal gegen die einst privilegierte Alawiten-Minderheit. Der neue Machthaber Ahmed al-Sharaa, ein ehemaliger Dschihadist, verspricht Einheit, doch seine Sicherheitskräfte schaffen Fakten: mit Sturmgewehren, Drohungen und Zwangsräumungen

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In den Straßen von Damaskus herrscht eine beklemmende Stille. Doch hinter verschlossenen Türen tobt ein neuer Kampf um Macht, Rache und Kontrolle. Seit Ahmed al-Sharaa, einst als Abu Mohammad al-Julani bekannt, im Januar 2025 offiziell das Amt des Präsidenten übernahm, werden Alawiten – die religiöse Minderheit, die jahrzehntelang das Rückgrat des Assad-Regimes bildete – systematisch aus ihren Häusern vertrieben. Berichte von Menschenrechtsorganisationen und Augenzeugen zeichnen ein düsteres Bild: Bewaffnete Männer stürmen Wohnungen, bedrohen Familien und setzen sie unter Druck, ihre Häuser zu verlassen. Oft bleibt den Betroffenen nur eine Stunde, um ihr Hab und Gut zu packen.

Diese Zwangsräumungen sind nicht auf staatliche Wohnungen beschränkt. Auch privateigentum wird konfisziert. Offiziell heißt es, die Betroffenen hätten ihre Rechte durch die Unterstützung des alten Regimes verwirkt. Doch viele sehen darin einen Akt der Vergeltung und ethnischen Säuberung. Einige der neuen Bewohner dieser Häuser sind Mitglieder der General Security Service (GSS), einer neu gegründeten Sicherheitsbehörde, die aus ehemaligen Rebellen besteht.

Al-Sharaa, der seine Karriere als Anführer der al-Nusra-Front begann und später Hayat Tahrir al-Sham gründete, präsentiert sich nun als Staatsmann. Er verspricht eine inklusive Regierung und den Schutz aller religiösen Gruppen. Doch seine Vergangenheit als Dschihadist und die aktuellen Ereignisse werfen Zweifel an seinen Absichten auf. Die internationale Gemeinschaft beobachtet die Entwicklungen mit Sorge, insbesondere angesichts der Berichte über Menschenrechtsverletzungen und die zunehmende Instabilität in der Region.

Die Alawiten, einst die dominierende Kraft in Syrien, sehen sich nun in einer prekären Lage. Viele fliehen in die Küstenregionen oder ins Ausland, aus Angst vor Repressalien. Die Hoffnung auf ein friedliches Zusammenleben schwindet, während der neue Machthaber seine Macht festigt und Kritiker zum Schweigen bringt.

Die Zukunft Syriens bleibt ungewiss. Der Machtwechsel hat zwar das Assad-Regime beendet, doch die erhoffte Freiheit und Gerechtigkeit sind für viele noch in weiter Ferne. Stattdessen erleben sie eine neue Form der Unterdrückung – diesmal unter dem Banner der Revolution.

Autor: Redaktion
Bild Quelle: By Mfa.gov.ua, CC BY 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=157327154

Artikel veröffentlicht am: Samstag, 3. Mai 2025

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