Ägypten macht Israel und USA für Verhandlungsstillstand verantwortlich – Familien der Geiseln sind verzweifelt
„Es gibt nichts mehr zu verhandeln“: Ägypten erhebt schwere Vorwürfe gegen Israel und die USA, während Hamas angeblich ein umfassendes Geiselabkommen anbietet – die Angehörigen der Verschleppten schlagen Alarm.

Die Worte aus Kairo klingen wie ein Paukenschlag: „Es gibt nichts Neues, das verhandelt werden könnte.“ Mit diesen drastischen Worten beschreibt ein ägyptischer Beamter, der in die Vermittlungsgespräche zwischen Israel und Hamas eingebunden ist, den aktuellen Stillstand. Gegenüber der Hisbollah-nahen Zeitung Al Akhbar erklärte er am Samstag, es seien „keine weiteren Zugeständnisse“ möglich, die man Hamas aufzwingen könnte. Die eigentliche Krise liege nicht in Gaza, sondern im mangelnden politischen Willen in Jerusalem und Washington, den Krieg zu beenden.
Damit wirft Ägypten, ein langjähriger Vermittler im Nahostkonflikt, sowohl Israel als auch den USA vor, die Verhandlungen aus politischen Gründen zu blockieren. Insbesondere die amerikanische Strategie, durch militärischen Druck Israels eine Veränderung der Hamas-Position zu erzwingen, bezeichnete der ägyptische Vertreter als „verfehltes Kalkül“.
Der Vorwurf wiegt schwer. Denn Israel bleibt bei seinen zentralen Forderungen: Ein vollständiger Abzug der Truppen aus strategischen Teilen Gazas ist ausgeschlossen, ebenso wie das Aufgeben der Sicherheitszone, die Israel zum Schutz vor weiteren Angriffen anlegt. Hamas müsse vollständig entwaffnet werden, und alle seit Oktober 2023 verschleppten Geiseln müssten freikommen. Das Problem: Diese Bedingungen bleiben für die Hamas inakzeptabel, und so hängt alles in der Luft.
Berichte der saudischen Zeitung Al-Arabiya vom Freitag behaupteten zudem, Israel habe sich von zuvor vereinbarten Bedingungen eines Geiselaustauschs zurückgezogen – eine Darstellung, die das Büro von Premierminister Benjamin Netanjahu prompt als falsch zurückwies. Doch die Wucht dieser öffentlichen Schlagabtausche bleibt nicht ohne Wirkung.
Für die Familien der Geiseln wird die Situation unerträglich. Sofort nach Bekanntwerden der Berichte äußerten sie ihre tiefen Sorgen, dass sich die Lage weiter verfestigt. Ihre Angst: Die Zeit läuft ihnen davon – und ihre Liebsten, die in Hamas-Gefangenschaft leiden, könnten zwischen politischen Machtspielen und militärischen Taktiken zerrieben werden.
Besonders brisant: Der Hamas-Vertreter Abd al-Rahman Shadid bekräftigte am Freitag laut Walla, dass die Hamas bereits einen Vorschlag vorgelegt habe, der die Freilassung aller Geiseln gegen eine langfristige Waffenruhe von fünf Jahren vorsieht. Für Israel allerdings ein inakzeptables Angebot – eine lange Waffenruhe würde Hamas nur Zeit geben, sich neu zu organisieren und weiter aufzurüsten.
Unterdessen wird in Gaza weiter gestorben. In al-Shati, einem Flüchtlingslager bei Gaza-Stadt, nahmen Kämpfer der al-Qassam-Brigaden, dem militärischen Arm der Hamas, Abschied von gefallenen Kameraden. Es ist eine Szene, die sowohl Hamas als auch ihre Anhänger als Zeichen der Standhaftigkeit inszenieren. Für Israel hingegen ist es ein Symbol, dass die Terrororganisation noch lange nicht bereit ist, die Waffen niederzulegen.
Autor: Redaktion
Artikel veröffentlicht am: Samstag, 3. Mai 2025