Hunderte Körperteile in Israel noch ohne Bestattung – Streit um Identifizierung nach dem Massaker vom 7. Oktober


Im Militärstützpunkt Shura lagern hunderte Überreste der Massaker-Opfer – doch ein erbitterter Streit um DNA-Tests verhindert ihre würdevolle Beisetzung.

haOlam-News.de - Nachrichten aus Israel, Deutschland und der Welt.

Auf dem Gelände des Nationalen Zentrums für Gefallene der israelischen Streitkräfte in Camp Shura stapeln sich seit Monaten Hunderte Leichensäcke. Sie enthalten Körperteile und Blutreste von Menschen, die am 7. Oktober von den Terroristen der Hamas brutal ermordet wurden. Trotz intensiver Bemühungen konnten viele dieser Überreste bis heute nicht eindeutig identifiziert werden.

Wie die Zeitung Yedioth Ahronoth berichtet, wollte die Militärseelsorge umfassende neue DNA-Tests durchführen lassen, um den Opfern ihre Identität zurückzugeben und sie nach jüdischem Recht bestatten zu können. Der Oberrabbiner der IDF, Rabbi David Yosef, sprach sich entschieden für diese zusätzliche Testreihe aus. Die Armee hatte bereits ein eigenes Budget für die erneute Identifizierung freigegeben und die Polizei Israels ihre Unterstützung zugesagt.

Doch die Bemühungen stoßen auf massiven Widerstand: Das Ministerium für religiöse Angelegenheiten unter Leitung von Yehuda Avidan blockiert die zusätzlichen Analysen. Man halte neue Tests für eine „Verschwendung von Ressourcen“ und für eine mögliche „Schändung der Toten“. Diese Haltung stützt sich auf eine Einschätzung von Dr. Chen Kugel, dem Leiter des Instituts für Rechtsmedizin.

Die Folge: Die sterblichen Überreste liegen weiterhin unbeerdigt. Der Vorschlag des Ministeriums, die nicht zugeordneten Teile in einem Massengrab zu bestatten – ohne Namen, ohne persönliche Würde –, sorgt innerhalb der IDF und bei der Militärseelsorge für blankes Entsetzen. Gerade nach dem beispiellosen Terrorakt des 7. Oktober wollen viele Offizielle sicherstellen, dass jeder Ermordete als Individuum gewürdigt wird.

Der Streit zwischen Armee und Ministerium wird nun in einer eigens eingerichteten gemeinsamen Kommission weiterverhandelt, an der neben dem Ministerium für religiöse Angelegenheiten auch das Gesundheitsministerium, das Institut für Rechtsmedizin und die Polizei beteiligt sind. Eine endgültige Entscheidung steht noch aus.

In einem Land, das so viel Wert auf die Würde seiner Toten legt, ist der aktuelle Zustand ein schwer erträglicher Skandal. Wer die Opfer von Terror zu anonymen Nummern degradiert, verletzt nicht nur jüdisches Recht, sondern auch das kollektive Gewissen Israels.

Autor: Redaktion
Bild Quelle: Polizei Israel

Artikel veröffentlicht am: Sonntag, 27. April 2025

Waren diese Infos wertvoll für Sie?

Sie können uns Danke sagen. Geben Sie einen beliebigen Betrag zurück und zeigen Sie damit, wie viel Ihnen der Inhalt wert ist.



Unterstütze unabhängigen Journalismus

haOlam ist ein rein privates Projekt – unabhängig, engagiert und ohne große Mittel. Wenn dir unsere Arbeit wichtig ist, freuen wir uns über jede Unterstützung. Für unsere Bankverbindung schreib uns gern eine E-Mail an redaktion@haolam.de.

Newsletter