Khameneis Trotz: Iran sieht Atomstreit als Vorwand für westliche Konfrontation


Nach Kriegsverlusten an seinen Nuklearanlagen stellt sich das Regime offen gegen neue US-Warnungen – und spricht von nationalem Stolz.

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Irans oberster Führer Ajatollah Ali Khamenei hat dem Westen am Dienstag vorgeworfen, die Diskussion über das Atomprogramm seines Landes lediglich als Vorwand zu nutzen, um die Islamische Republik grundsätzlich anzugreifen. Nur einen Tag zuvor hatte US-Präsident Donald Trump davor gewarnt, dass die USA erneute Militärschläge gegen iranische Nuklearanlagen in Betracht ziehen würden, sollte Teheran seine Anreicherungsaktivitäten wieder aufnehmen.

„Atomprogramm, Urananreicherung, Menschenrechte – das alles sind nur Ausreden“, erklärte Khamenei laut iranischen Staatsmedien. „Was sie wirklich angreifen wollen, ist unser Glaube und unser Wissen.“ Es ist eine Aussage, die tief blicken lässt – und die erneut unterstreicht, dass der Iran seine Isolation nicht als politisches Problem, sondern als spirituelle und kulturelle Konfrontation begreift.

Teherans Außenminister Abbas Araghchi bestätigte in einem Interview mit dem US-Sender Fox News, dass das iranische Atomprogramm nach den massiven israelisch-amerikanischen Luftschlägen im vergangenen Monat erheblich beschädigt worden sei. „Ja, die Schäden sind schwerwiegend. Aber wir werden die Urananreicherung nicht aufgeben – es ist das Werk unserer Wissenschaftler und eine Frage des nationalen Stolzes“, sagte Araghchi in der Sendung „Special Report with Bret Baier“.

Damit ist klar: Trotz der erlittenen Verluste im kurzen, aber intensiven Israel-Iran-Krieg hält das Regime unbeirrt an seinen Atomambitionen fest. Die beschädigten Anlagen werden derzeit weiter begutachtet, doch schon jetzt deutet sich an, dass eine Rückkehr zur vollen Funktion nur eine Frage der Zeit und des politischen Willens ist.

Der iranische Außenminister machte auch deutlich, dass Teheran Gesprächen mit Washington nicht grundsätzlich abgeneigt sei – allerdings schloss er direkte Gespräche zum jetzigen Zeitpunkt kategorisch aus. Man sei gesprächsbereit, aber nicht bereit zu einem Gesichtsverlust. Hintergrund dieser Haltung ist nicht nur der innenpolitische Druck im Iran, sondern auch die symbolische Bedeutung des Atomprogramms als Säule nationaler Unabhängigkeit – und als Gegengewicht zum westlichen Einfluss in der Region.

Die ideologische Inszenierung des Atomstreits wird auch auf anderer Ebene sichtbar: Auf den Friedhöfen in Teheran prangen seit Tagen neue Gedenkbilder getöteter Offiziere, Wissenschaftler und Soldaten, die im Zuge der israelischen Operationen ums Leben kamen. Sie werden als Märtyrer gefeiert – als Opfer eines Kampfes, der aus Sicht des Regimes nicht militärisch, sondern metaphysisch geführt wird.

Dass der Westen – vor allem Europa – weiterhin auf Dialog setzt, während Trump eine klare rote Linie zieht, verdeutlicht die strategische Kluft zwischen beiden Herangehensweisen. Für Khamenei jedoch sind beide Varianten Ausdruck desselben Problems: Einem Westen, der seine eigene Vormachtstellung in Frage gestellt sieht – und deshalb Iran nicht wegen seiner Taten, sondern wegen seines Wesens bekämpft.

Es ist eine gefährliche Rhetorik. Denn sie lässt kaum Spielraum für Kompromisse, weder innen- noch außenpolitisch. Und sie birgt die Gefahr, dass jeder westliche Schritt – ob Sanktion oder Dialogangebot – von Teheran als Teil einer existenziellen Bedrohung gewertet wird. Wer glaubt, der Atomstreit sei ein technisches oder diplomatisches Thema, verkennt die Lage. Für den Iran ist er ein ideologischer Kampf – und der Westen muss sich entscheiden, ob er sich darauf einlässt.

Autor: Redaktion
Bild Quelle: By Official website of Ali Khamenei - http://english.khamenei.ir/photo/3331/Leader-s-Meeting-with-Air-Force-Commanders-and-Personnel, CC BY 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=46931509

Artikel veröffentlicht am: Dienstag, 29. Juli 2025

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