Iran wirft die Tür zu: Regierung beendet Zusammenarbeit mit Atomaufsicht IAEA


Mit einem radikalen Gesetzesbeschluss kappt Teheran alle Verbindungen zur Internationalen Atomenergiebehörde. Der Schritt folgt auf israelisch-amerikanische Luftschläge – und ist weit mehr als ein symbolischer Affront: Es ist eine Kampfansage.

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Die Islamische Republik Iran hat am Mittwoch einen drastischen Schritt vollzogen: Die Regierung von Präsident Masoud Pezeshkian erklärte offiziell das sofortige Ende jeder Kooperation mit der Internationalen Atomenergiebehörde IAEA. Der entsprechende Gesetzestext, im Parlament mit doppelter Dringlichkeit verabschiedet, trägt einen bezeichnenden Titel: „Aussetzung der Zusammenarbeit mit der Internationalen Atomenergieorganisation gemäß Artikel 60 der Wiener Vertragskonvention“. Doch hinter der juristischen Fassade verbirgt sich politische Sprengkraft – buchstäblich.

Was sich wie eine bürokratische Formalität liest, ist in Wahrheit ein offener Bruch mit dem globalen Atomwaffensicherheitsregime. Iran kündigt damit seine vertraglich garantierte Zusammenarbeit mit der IAEA im Rahmen des Atomwaffensperrvertrags auf – zumindest vorübergehend, wie es heißt. Doch niemand glaubt ernsthaft an ein baldiges Zurückrudern. Denn der Schritt erfolgt nicht im Vakuum, sondern als direkte Reaktion auf gezielte Luftangriffe israelischer und amerikanischer Streitkräfte auf iranische Nuklearanlagen in Fordow und Natanz.

Ein gefährlicher Vorwand – oder eine strategische Absage an Kontrolle?
Teheran beruft sich auf „Verletzungen der nationalen Souveränität und territorialen Integrität“ durch die „zionistische Besatzungsmacht“ und die USA. Die Angriffe hätten nicht nur Infrastruktur zerstört, sondern auch das Leben iranischer Wissenschaftler gefährdet, heißt es in der Begründung. Deshalb sei es dem Land unmöglich, weiterhin internationalen Inspektoren Zugang zu sensiblen Anlagen zu gewähren – zumindest so lange, bis Sicherheitsgarantien erfüllt seien.

Außenminister Abbas Araghchi ging noch weiter. Auf der Plattform X (ehemals Twitter) erklärte er, dass künftig auch Anfragen des IAEA-Generaldirektors Rafael Grossi zu Inspektionsreisen in Iran abgelehnt würden. Der Grund: Grossi habe sich politisch instrumentalisieren lassen, als das Board of Governors eine Resolution gegen Teheran verabschiedete – für Araghchi ein „feindlicher Akt“. Die Aussage, Grossis Besuchswunsch sei „sinnlos und möglicherweise böswillig“, klingt nach diplomatischem Totalschaden.

Ein Rückzug mit Vorlauf – und mit Signalwirkung
In Wahrheit war dieser Schritt lange vorbereitet. Schon vor dem Gesetzesbeschluss hatte Irans Außenministerium erklärt, man könne die Sicherheit internationaler Beobachter nicht mehr garantieren – ein kaum verklausulierter Hinweis darauf, dass weitere Angriffe nicht ausgeschlossen sind. Auch der Zeitpunkt ist kein Zufall: Die jüngsten Angriffe auf Irans Nuklearanlagen, insbesondere auf die tief unterirdische Anreicherungsanlage in Fordow, hatten die Führung in Teheran international in eine defensive Lage gebracht. Der Bruch mit der IAEA ist nun ein Versuch, die Kontrolle zurückzugewinnen – oder sie zu verschleiern.

Denn mit dem Abzug der Inspektoren verschwinden die letzten unabhängigen Augen aus den iranischen Atomanlagen. Was dort nun geschieht – wie viel Uran angereichert wird, wie viele Zentrifugen in Betrieb sind, wie nahe das Regime einer militärischen Nutzung kommt – bleibt Spekulation. Und genau das dürfte beabsichtigt sein.

Was bedeutet das für Israel und den Westen?
Für Israel ist dieser Schritt nicht überraschend – aber gefährlich. Die Abschaltung der Überwachung stellt eine massive Bedrohung dar. Denn Iran hat in den vergangenen Jahren bereits mehrfach seine Anreicherungskapazitäten ausgeweitet, immer wieder gegen die Bestimmungen des JCPOA-Abkommens verstoßen und offene Drohungen gegen den jüdischen Staat ausgesprochen. Dass Teheran nun jede Transparenz verweigert, wird in Jerusalem nicht als Defensivmaßnahme gelesen – sondern als Vorbereitung auf den nächsten, möglicherweise finalen Schritt Richtung Atomwaffe.

Auch in Washington dürfte die Entscheidung Teherans als feindlicher Akt gewertet werden. Zwar hatten die USA in den letzten Tagen durch gezielte Militäraktionen Druck aufgebaut – nun zeigt sich die Kehrseite. Der Iran nutzt jeden Einschlag als Rechtfertigung, sich weiter abzuschotten. Das internationale Kontrollregime ist faktisch lahmgelegt.

Rafael Grossi warnt – doch kaum jemand hört noch hin
IAEA-Chef Grossi hatte zuletzt eindringlich vor einer „Zerreißprobe für das gesamte Nichtverbreitungsregime“ gewarnt. Doch seine Appelle prallen an einer zunehmend polarisierten Weltordnung ab. Russland, China und Iran formieren sich enger, während der Westen mit multiplen Krisen ringt. Die internationale Gemeinschaft wirkt ratlos – und oft hilflos.

Dabei ist klar: Wenn ein Land wie Iran ohne Konsequenzen aus dem Atomabkommen ausscheren kann und Inspektoren verweigert, verlieren internationale Verträge ihre Bindungskraft. Der nächste atomare Schatten liegt schon über der Region.

Fazit: Die Atomkrise ist zurück – gefährlicher als je zuvor
Der Abbruch der Kooperation mit der IAEA ist keine Randnotiz. Er markiert das faktische Ende jeder internationalen Kontrolle über das iranische Atomprogramm. Was folgt, ist ein blindes Spiel mit der Angst – und mit explosivem Potenzial.

Der Iran hat sich entschieden: gegen Transparenz, gegen Vertrauen, gegen den Dialog. Die Welt muss nun entscheiden, wie sie auf diese Entscheidung reagiert. Denn die Uhr tickt. Und sie tickt laut.

Autor: Redaktion

Artikel veröffentlicht am: Mittwoch, 2. Juli 2025

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