Iran redet sich in die Sackgasse – und braucht jetzt Hilfe von außen
Das Regime in Teheran steht mit dem Rücken zur Wand. Nach den US-Luftangriffen auf iranische Nuklearanlagen versucht die Islamische Republik, Stärke zu simulieren – doch die Realität ist eine andere.

Iran hat ein Problem. Ein großes. Und es ist hausgemacht. Die jüngsten US-Schläge auf iranische Nuklearanlagen, kombiniert mit Israels wiederholten gezielten Angriffen auf das iranische Militär und seine Stellvertreter, haben das Regime in eine strategische Isolation geführt. Der iranische Außenminister Abbas Araghchi mag in Istanbul trotzig vor Kameras erklären, man werde sich „mit allen notwendigen Mitteln verteidigen“. Doch hinter verschlossenen Türen läuft längst die verzweifelte Suche nach einem Ausweg – und nach Vermittlern, die dem Regime den Weg aus der Sackgasse ermöglichen sollen, ohne dass es sein Gesicht verliert.
Denn der Schaden ist nicht nur militärisch, sondern auch politisch. Teheran wollte Stärke demonstrieren, sich als Schutzmacht der „islamischen Nation“ inszenieren – doch was bleibt, sind Rückschläge, Frust in der Region und eine Öffentlichkeit, die zunehmend erkennt, wie isoliert Iran tatsächlich dasteht. Die Anrufe nach Moskau und Ankara, die Bemühungen um europäische Vermittlung: Sie sind weniger Ausdruck diplomatischer Raffinesse als das Eingeständnis einer politischen Notlage.
Iran hat sich verzockt. Während es sich in den vergangenen Jahren zunehmend aggressiv und konfrontativ positionierte – von der Bewaffnung der Hisbollah über Raketenlieferungen an die Huthi bis hin zur Anstachelung militanter Gruppen in Syrien und dem Irak – hat es sich Feind um Feind geschaffen. Dass ausgerechnet die USA unter Präsident Donald Trump nun militärisch durchgreifen, ist kein Zufall: Die Trump-Regierung hatte Teheran mehrfach gewarnt, sich aus den Eskalationen im Nahen Osten zurückzuziehen. Doch der Iran hörte nicht – und provozierte weiter.
Nun zahlt er den Preis.
Das Dilemma: Iran ist militärisch angeschlagen, politisch isoliert und ökonomisch durch Sanktionen ausgetrocknet. Und dennoch will es sich nicht unterwerfen. Araghchis Auftritt in Istanbul soll Härte zeigen – doch hinter den Kulissen wird heftig sondiert, wie man zu einem „ehrenhaften“ Rückzug aus der Konfrontation mit Israel und den USA kommen könnte. Besonders bitter für das Regime: Russland hält sich auffällig zurück. Zwar versucht Teheran, über diplomatische Kanäle in Moskau Bewegung in die Lage zu bringen, doch Wladimir Putin hat eigene Prioritäten – und kein Interesse daran, in einen offenen Konflikt zwischen Iran, Israel und den USA hineingezogen zu werden.
Die Antwort des Westens ist klar: Iran muss seine Linie ändern – oder es wird schlimmer. Washington wirft Teheran bereits vor, die jüngsten Gesprächsangebote bewusst blockiert zu haben. Seit März habe man Iran Gelegenheit gegeben, auf diplomatischem Weg eine Lösung zu suchen. Die Antwort war Schweigen, Trotz, Raketen – und nun Trümmer. Wenn sich Iran nicht bald auf ernsthafte Verhandlungen einlässt, könnte die derzeitige Krise in einen noch umfassenderen Krieg münden. Davor warnen auch viele arabische Staaten, die – obwohl mit den USA verbündet – die wachsende Instabilität in der Region fürchten.
Besonders peinlich für das Regime ist der schwindende Rückhalt unter seinen sogenannten „Partnern“. Während pro-iranische Politiker im Libanon – etwa Hussein Jishi – noch lautstark die USA und Israel für das Desaster verantwortlich machen, bleibt die Hisbollah auffällig passiv. Die Solidaritätsbekundungen klingen hohl. Der Wille, dem Iran tatsächlich militärisch zur Seite zu springen, ist kaum erkennbar. Von der einst beschworenen „Achse des Widerstands“ bleibt derzeit vor allem eines: Rhetorik.
Auch in der innenpolitischen Kommunikation merkt man, wie sehr Teheran darum bemüht ist, die Fassade zu wahren. Offiziell sei man „in einem Krieg der Zermürbung“ gegen Israel – so argumentieren die Unterstützer des Regimes. In Wahrheit ist es ein Krieg, den Iran nicht mehr kontrollieren kann. Die Erfolge der israelischen Luftwaffe, die Präzision der US-Schläge, die diplomatische Isolation – all das zeigt: Die Islamische Republik steht unter Druck wie selten zuvor.
Dass der oberste Führer Ali Khamenei zuletzt sogar vor einem möglichen Angriff auf seine Person warnte, zeigt die Nervosität im Machtapparat. Ob tatsächlich ein Attentat auf den greisen Ajatollah geplant ist, bleibt Spekulation. Doch allein die öffentliche Thematisierung einer solchen Möglichkeit lässt tief blicken. Der Mythos der Unverwundbarkeit beginnt zu bröckeln.
Der Iran braucht jetzt mehr als Durchhalteparolen. Er braucht einen grundlegenden Kurswechsel. Einen, der nicht nur auf außenpolitischer Diplomatie basiert, sondern auch innenpolitisch den Weg frei macht für Veränderung – und vielleicht sogar für einen echten Neuanfang. Doch dafür müsste das Regime etwas tun, wozu es bislang nicht bereit war: Verantwortung übernehmen. Für das eigene Handeln, für die eigene Rolle in der Region – und für die Konsequenzen einer aggressiven, destruktiven Politik, die immer wieder auf Krieg statt auf Kooperation setzte.
Wenn der Iran überleben will, muss er seine Musik ändern. Sonst wird er unter der Last seines eigenen Machtanspruchs zusammenbrechen.
Autor: Redaktion
Bild Quelle: By Khamenei.ir, CC BY 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=154501931
Artikel veröffentlicht am: Montag, 23. Juni 2025