Teheran taumelt, aber fällt nicht – Irans hektische Personalrochade nach Israels Präzisionsschlägen


Ein Land unter Schock: Binnen Stunden verliert die Islamische Republik fast ihre gesamte militärische Führung. Und versucht verzweifelt, den Schein der Kontrolle zu wahren.

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Was bleibt von einer Militärführung, wenn ihre Spitzen in einer einzigen Nacht ausgelöscht werden? Die Islamische Republik Iran hat am 13. Juni nicht nur ihre mächtigsten Kommandeure verloren – sie verlor einen Großteil ihrer militärischen Identität. Generalstabschef Mohammad Bagheri, Revolutionsgarden-Kommandeur Hossein Salami, Raketenchef Amir Ali Hajizadeh, Strategiegeneral Gholam Ali Rashid – sie alle sind tot. Israel hat mit chirurgischer Präzision jene Männer ausgeschaltet, die jahrzehntelang Teherans regionalen Terror orchestriert hatten. Und das offenbar mitten im Herzen Teherans.

Die Reaktion des iranischen Regimes? Panikartige Personalentscheidungen, improvisierte Ernennungen, die noch in derselben Nacht wieder revidiert wurden. Innerhalb von 48 Stunden durchliefen manche Posten bis zu drei „kommissarische“ Inhaber. Ein Schauspiel der Unsicherheit – und ein selten offener Blick auf die internen Machtkämpfe hinter den Kulissen des iranischen Sicherheitsapparats.

Ayatollah Khamenei wusste: Wer jetzt zögert, zeigt Schwäche. Also wurde am Samstag Mohammad Pakpour, ein Hardliner mit blutiger Vergangenheit in der Unterdrückung kurdischer Aufstände, zum neuen Oberkommandeur der Revolutionsgarden gemacht. Abdolrahim Mousavi, bislang Armeechef, wurde zum Generalstabschef ernannt. Sein Armeeamt übernahm daraufhin Amir Hatami, der frühere Verteidigungsminister. Den Posten von Rashid im Khatam al-Anbiya-Hauptquartier erhielt General Ali Shademani – ein erfahrener, aber weitgehend unbekannter Offizier. Und für den getöteten Raketenchef Hajizadeh wurde Brig. Gen. Majid Mousavi bestimmt, ein Veteran aus der Frühzeit des iranischen Raketenprogramms.

All diese Namen mögen in westlichen Medien unbekannt sein – in Iran stehen sie für eines: Disziplin, Loyalität, Härte. Doch sie eint noch etwas anderes: Sie sind Teil eines verzweifelten Versuchs, ein angeschlagenes Regime als handlungsfähig erscheinen zu lassen. Denn viele dieser Männer wurden schon mehrfach „verwendet“ – in alten Ämtern, als Platzhalter, als Verschiebemasse in einem System, das seine Führungsriege immer wieder aus denselben Figuren neu zusammenwürfelt. Eine echte strategische Vision? Fehlanzeige. Es geht um Kontrolle, nicht um Reform.

Der wahre Schaden, den Israel mit diesen Schlägen angerichtet hat, liegt daher nicht nur in den personellen Verlusten. Er liegt in der Demontage eines Mythos. Jahrzehntelang hatte das iranische Regime ein Bild von Unverwundbarkeit gepflegt – ein Bild, das nun in Trümmern liegt. Wenn über 70 israelische Flugzeuge zwei Stunden lang über Teheran operieren können, ohne abgeschossen zu werden, ist das eine schallende Ohrfeige für jeden Anspruch auf militärische Abschreckung.

Und es geht noch weiter: Auch die Nachfolge mancher Schlüsselpersonen ist weiterhin ungeklärt. Der Tod von Ali Shamkhani, dem einflussreichen Sicherheitsberater Khameneis, reißt ein Loch, das sich nicht einfach mit einem Parteisoldaten füllen lässt. Noch gravierender ist der mutmaßliche Tod von Esmail Qaani, dem Nachfolger von Qasem Soleimani. Qaani hatte die Leitung der Quds-Einheit übernommen, nachdem Soleimani 2020 durch einen US-Drohnenangriff getötet worden war. Er war das Gesicht des iranischen Terrors außerhalb der Landesgrenzen – in Syrien, Irak, Libanon, Gaza. Wer übernimmt nun diese Aufgabe?

Nicht nur personell ist das System erschüttert. Auch strategisch wird sich Iran neu sortieren müssen. Die enge Verflechtung mit der Hisbollah im Libanon, mit den Huthi-Rebellen im Jemen, mit Milizen im Irak – sie alle waren auf die Koordination und Erfahrung der nun Getöteten angewiesen. Ohne sie wird das Netzwerk brüchig. Und Israel hat mit dieser Operation ein klares Signal gesendet: Kein Ort ist sicher. Nicht Damaskus. Nicht Beirut. Nicht Teheran.

Doch was kommt nun? Wird Iran zurückschlagen? Wird es Vergeltung geben? Möglicherweise. Aber die vergangenen Tage haben gezeigt: Das Regime zögert. Die Luftabwehr versagte, die Reaktion blieb symbolisch. Und mit jedem weiteren Tag ohne Gegenangriff wächst die Erkenntnis in der Region, dass Israels Luftüberlegenheit real ist – und dass Teheran derzeit wenig mehr tun kann als Köpfe auszutauschen und Parolen zu verbreiten.

Für die Menschen im Iran hingegen ist die Lage tragisch. Denn sie zahlen letztlich den Preis für ein Regime, das Milliarden in Raketenprogramme und Milizen investiert hat, während es die eigenen Bürger in Armut und Repression hält. Die Trauerbilder auf den Straßen Teherans, das Schweigen der offiziellen Nachrichtenagenturen, das Verschwinden mancher Namen – all das ist Teil einer tiefen Verunsicherung, die bis in die Fundamente des Regimes reicht.

Die kommende Woche wird zeigen, ob die neuen Kommandeure wirklich führen können – oder ob sie nur Platzhalter sind, in einem System, das längst hohl geworden ist.

Autor: Redaktion
Bild Quelle: By Tasnim News Agency, CC BY 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=48162518

Artikel veröffentlicht am: Samstag, 14. Juni 2025

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