Iran zieht rote Linie: Urananreicherung als unverzichtbares Recht – Atomgespräche mit den USA in Gefahr
Teheran verschärft seinen Kurs: Iran will trotz aller Verhandlungen mit den USA an seinem Recht auf Urananreicherung festhalten – und stellt damit die laufenden Atomgespräche vor eine Zerreißprobe.

Iran verschärft seinen Ton in den festgefahrenen Atomgesprächen mit den USA. Außenminister Abbas Araqchi erklärte am Freitag auf der Plattform X, dass sein Land „das Recht auf den vollständigen nuklearen Brennstoffkreislauf“ habe – eine klare Botschaft: Iran will auch bei einem möglichen Abkommen mit den USA weiterhin Uran anreichern dürfen. Als Unterzeichnerstaat des Atomwaffensperrvertrags (Non-Proliferation Treaty, NPT) betont Teheran, dass es zu den Staaten gehöre, die Uran anreichern, ohne Atomwaffen anzustreben. Araqchi verwies dabei auf andere Länder in Asien, Europa und Südamerika, die denselben Weg gehen.
Die indirekten Verhandlungen zwischen Teheran und Washington, die bislang unter Vermittlung in Oman und Italien stattfanden, verzögern sich erneut. Die für Samstag, den 3. Mai, angesetzten Gespräche – der vierte Verhandlungsanlauf innerhalb eines Monats – wurden verschoben. Iran begründet dies mit Verantwortung und diplomatischem Augenmaß, gibt aber der US-Seite die Schuld an der aktuellen Eiszeit. Araqchi kritisierte öffentlich den Widerspruch zwischen amerikanischen Aussagen und tatsächlichen Handlungen. Die fortbestehenden Sanktionen und Drohungen gegen das iranische Volk würden das Vertrauen aushöhlen und Zweifel an der Ernsthaftigkeit Washingtons wecken, so der iranische Spitzendiplomat.
Dass Iran nun offiziell eine rote Linie zieht, hat mehrere Gründe. Zum einen misstraut die iranische Führung weiterhin den Absichten der USA – trotz der anfänglichen Hoffnung nach der Wiederwahl Donald Trumps, mit Washington zu einem schnellen Deal zu kommen. Irans oberste Entscheidungsträger bestanden jedoch von Beginn an auf indirekten Gesprächen. Zum anderen hat sich die geopolitische Lage für die USA zuletzt verschärft: Die Probleme in Russland und Gaza haben US-Fokus und Verhandlungskraft geschwächt. Iran beobachtet dies genau und zweifelt zunehmend an der Verlässlichkeit des amerikanischen Verhandlungspartners.
Besonders misstrauisch ist Teheran gegenüber der Personalpolitik in Washington: Marco Rubio, gleichzeitig US-Außenminister und Nationaler Sicherheitsberater, sowie Verhandler Steve Witkoff stehen für eine Linie, die Iran als unberechenbar wahrnimmt. Auch die Ausweitung der US-Sanktionen gegen Teheran sorgt dafür, dass Iran das Vertrauen verliert. Indem Araqchi öffentlich das Recht auf Urananreicherung betont, versucht Iran, sich rechtlich abzusichern und den eigenen Forderungen ein internationales Fundament zu geben. Teheran will so nicht als Blockierer, sondern als rationaler Akteur erscheinen, der sich lediglich auf frühere Vereinbarungen beruft.
Obwohl Araqchi betont, dass ein „glaubwürdiges und dauerhaftes Abkommen in Reichweite“ liege, schwingt in seinen Aussagen eine klare Warnung mit: Iran ist nicht bereit, über den Kern seiner atomaren Fähigkeiten zu verhandeln. Sollte Washington auf Maximalforderungen bestehen, droht Teheran, die Verhandlungen ganz abzubrechen.
Autor: Redaktion
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Artikel veröffentlicht am: Samstag, 3. Mai 2025