Spanien kappt Rüstungsdeals mit Israel
Nach monatelangem Druck hat Spanien eine 700-Millionen-Euro-Rüstungsvereinbarung mit Elbit sowie einen 285-Millionen-Euro-Deal mit Rafael gestoppt. Offiziell geht es um „technologische Unabhängigkeit“ – tatsächlich aber ist die Entscheidung ein politischer Schritt gegen Israel.

Die spanische Regierung hat eine der größten geplanten Rüstungsbeschaffungen der vergangenen Jahre gestrichen: Den Kauf von Artilleriesystemen des Typs PULS der israelischen Firma Elbit. Das Auftragsvolumen lag bei 700 Millionen Euro, wovon rund 150 Millionen direkt an Elbit geflossen wären.
Die PULS-Systeme gelten als flexibel einsetzbare Mehrfachraketenwerfer, die sowohl ungelenkte als auch präzisionsgesteuerte Munition über Distanzen von bis zu 300 Kilometern abfeuern können. Sie hätten die Artilleriefähigkeit der spanischen Armee erheblich erweitert und modernisiert.
Bereits im Juni hatte Madrid eine weitere Vereinbarung auf Eis gelegt – diesmal mit Rafael Advanced Defense Systems. Der Deal über Spike LR2-Panzerabwehrraketen im Wert von 285 Millionen Euro umfasste 168 Startsysteme und fast 1.700 Lenkflugkörper. Ursprünglich war er als Modernisierungspaket für Heer und Marine geplant.
Stattdessen denkt das Verteidigungsministerium nun über eine Kooperation mit US-Konzernen wie Raytheon oder Lockheed Martin nach, die Javelin-Raketen anbieten. Offiziell begründet die Regierung die Abkehr von israelischer Technologie mit dem Ziel, die Abhängigkeit „auf null zu reduzieren“ – eine Formulierung, die deutlich macht, dass hier nicht nur technische, sondern vor allem politische Überlegungen den Ausschlag gaben.
Der Hintergrund: Seit Beginn des Gaza-Krieges sieht sich Spanien unter Pedro Sánchez an der Spitze einer EU-internen Bewegung, die Israel schärfer sanktionieren will. Bereits zuvor hatte Sánchez pro-palästinensische Demonstrationen im Land als „Quelle des Stolzes“ bezeichnet und so signalisiert, dass seine Regierung den politischen Druck auf Jerusalem nicht nur toleriert, sondern aktiv verstärkt.
Für Israel ist dieser Schritt mehr als nur ein finanzieller Rückschlag. Er zeigt, wie weit die politische Isolation reichen kann, wenn europäische Staaten beginnen, auch strategische Kooperationen zu kappen. Die Verteidigungsindustrie ist nicht nur ein Wirtschaftsfaktor, sondern auch ein zentrales Element israelischer Sicherheit – jeder abgesagte Exportvertrag schwächt die internationalen Verbindungen.
Dass Spanien dabei bewusst US-Konzerne den Vorzug gibt, deutet auf eine Neujustierung hin: Israel soll als Partner ausmanövriert, zugleich aber die Bindung an die NATO und an Washington gestärkt werden. Für Jerusalem bedeutet das, dass selbst langjährige europäische Partner ihre sicherheitspolitischen Interessen inzwischen offen gegen Israel stellen.
Israels Verteidigungsministerium reagierte zurückhaltend. General a.D. Amir Baram, heute Generaldirektor des Ministeriums, betonte auf einer Konferenz: „Sicherheit und Wirtschaft sind untrennbar. Israel wird seine Rüstungsindustrie ausbauen und den Export intensivieren.“ Tatsächlich meldete das Ministerium jüngst neue Verträge im Umfang von 2,5 Milliarden Dollar.
Doch der Schaden bleibt: Mit Spanien verabschiedet sich erstmals ein großes EU-Land demonstrativ von israelischer Hochtechnologie im Verteidigungssektor. Sollte dieser Schritt Nachahmer finden, droht Israel nicht nur der Verlust von Märkten, sondern auch eine weitere Schwächung seiner politischen Position in Europa.
Autor: Redaktion
Bild Quelle: Elbit Systems
Artikel veröffentlicht am: Dienstag, 16. September 2025