Triumph im Stadion, Chaos auf den Straßen: Wie der PSG-Sieg Paris in Brand setzte
Während Paris Saint-Germain Geschichte schrieb, versank die Stadt in Gewalt, Plünderung und Zerstörung – und das trotz tausender Polizisten.

Was bleibt nach dem historischen Champions-League-Sieg von Paris Saint-Germain? Sportlich: ein glanzvolles 5: 0 gegen Inter Mailand, ein neuer Rekordsieg im Finale und der erste Henkelpott in der Vereinsgeschichte. Emotional: grenzenloser Jubel – doch auch Wut, Zerstörungswut. In den Straßen der französischen Hauptstadt kehrte keine Euphorie ein, sondern das blanke Chaos. Es war kein Abend des Feierns, sondern ein Abgrund, in den eine Großstadt starrte. Und in den wieder einmal Teile ihrer Jugend sprangen.
Noch bevor der Abpfiff ertönte, waren sie da – jene, die den Fußball als Bühne für Wut, Unzufriedenheit und Randale nutzen. In den Stunden nach dem Triumph wurden in Paris mehr als 294 Menschen festgenommen. Zahlreiche Autos brannten aus, Geschäfte wurden geplündert, Feuerwehren mussten zum Stadion ausrücken. Ein Auto raste in eine feiernde Menge – vier Verletzte, zwei davon schwer. In Videos ist zu sehen, wie ein Polizist einem am Boden liegenden Mann ins Gesicht schlägt. Szenen, die nichts mit Sport zu tun haben. Szenen, die an bürgerkriegsähnliche Zustände erinnern.
Dabei war die Stadt vorbereitet. Mehr als 5.000 Polizisten hatte die Präfektur im Vorfeld mobilisiert, um den Abend abzusichern. Vergeblich. Der französische Innenminister Gérald Darmanin sprach von einem „barbarischen Mob“. Sein Parteikollege Bruno Retailleau sagte gegenüber dem britischen Telegraph: „Es war ein kleiner Teil von Kriminellen. Barbaren gingen auf die Straße, um Verbrechen zu begehen. Das ist inakzeptabel.“ Ein "kleiner Teil"? Vielleicht. Aber ein Teil, der jedes Mal größer zu werden scheint.
Wer in diesen Stunden durch Paris ging, der konnte kaum glauben, dass es um Fußball ging. Auf den Champs-Élysées brannten Mülltonnen, Jugendliche lieferten sich Straßenschlachten mit der Polizei, an der Metrostation Porte de Saint-Cloud – unweit des Parc des Princes – stiegen schwarze Rauchschwaden in den Himmel. In einem der Videos fährt ein Roller durch die Straße – mit einer Einkaufstüte voller gestohlener Ware. Während PSG auf dem Platz triumphierte, wurde die Stadt zur Bühne für die Verwahrlosung eines Teils ihrer Jugend. Und für das Staatsversagen einer Gesellschaft, die sich an Gewaltausbrüche nach Fußballspielen längst gewöhnt hat.
Die Verantwortlichen des Vereins? Schweigen. Kein Wort zu den Krawallen. Kein Appell an die Fans. Kein Zeichen der Distanzierung. Und so bleibt ein bitterer Beigeschmack – denn dieser Abend hätte Geschichte schreiben können, ohne Scherben. Doch stattdessen zeigen die Bilder aus Paris erneut: Frankreich hat nicht nur ein Problem mit Gewalt, sondern mit der Unfähigkeit, das Gewaltmonopol des Staates glaubwürdig zu sichern.
Und es ist nicht das erste Mal. Schon bei der WM in Katar 2022 und bei der WM 2018 eskalierten die „Feiern“ nach großen Siegen zu Gewaltexzessen. Auch damals: Plünderungen, brennende Autos, Dutzende Festnahmen. Doch geändert hat sich seither nichts. Im Gegenteil. Die Mechanik der Gewalt scheint ritualisiert. Sieg bedeutet Ausnahmezustand – und in Teilen von Paris bedeutet Ausnahmezustand Gesetzlosigkeit.
Dass sich viele der Angreifer unter dem Deckmantel der Fanliebe versammeln, ist ein Hohn für echte Fans, für Familien, für Kinder, die am Samstagabend einfach nur feiern wollten. Die Polizei, überlastet und oft machtlos, gerät ins Zentrum der Kritik – auch wegen übertriebener Härte. Doch die eigentliche Frage ist: Warum wiederholt sich das immer und immer wieder?
Autor: Redaktion
Bild Quelle: Screenshot X
Artikel veröffentlicht am: Sonntag, 1. Juni 2025