Antisemitische Schmiererei an Sofias Synagoge – „Niemand kann das Gedenken an die Opfer auslöschen“
In Bulgariens Hauptstadt Sofia ist die Fassade der historischen Synagoge mit der Aufschrift „Free Palestine“ beschmiert worden. Das Graffiti wurde unmittelbar neben Aufklebern angebracht, die an die Opfer des Hamas-Massakers vom 7. Oktober erinnern.

Das Gebäude dient der jüdischen Gemeinde in Bulgarien als Gedenkort für die Ermordeten – und hat nun selbst ein Symbol des Hasses erfahren.
Nach Angaben des Nachrichtenportals The Sofia Globe entdeckten Gemeindemitglieder die Schmiererei am Montagmorgen. Der Schriftzug wurde noch am selben Tag entfernt, doch der Vorfall löste in der jüdischen Gemeinschaft Empörung aus.
In einer Stellungnahme erklärte der Zentralrat der Israelitischen Religionsgemeinschaft Bulgariens:
„Dieser antisemitische Angriff traf einen Ort, der dem Gedenken an die Opfer von Gewalt und Terror gewidmet ist. Er befleckt die Erinnerung an die Toten. Statt Mitgefühl, Menschlichkeit und Frieden zu fördern, verbreitet er Hass und Aufwiegelung.“
Auch die Leitung der Synagoge äußerte sich öffentlich auf Facebook:
„Wir können und werden nicht tatenlos zusehen, wenn versucht wird, das Leid der Opfer auszulöschen und Gewalt zu verharmlosen. Niemand darf das Andenken an die Unschuldigen beschmutzen – nicht durch Worte und nicht durch Taten.“
Symbol für das jüdische Erbe Bulgariens
Die Synagoge von Sofia, eingeweiht im Jahr 1909, gilt als eine der größten in Europa und ist bis heute ein sichtbares Zeichen der jüdischen Geschichte Bulgariens. Während des Zweiten Weltkriegs gelang es dem Land – anders als vielen Nachbarn – den Großteil seiner jüdischen Bevölkerung vor der Deportation zu bewahren. Gerade deshalb besitzt der Bau für die heutige Gemeinde einen hohen moralischen und historischen Stellenwert.
Seit Beginn des Krieges zwischen Israel und der Hamas verzeichneten jüdische Einrichtungen in Bulgarien eine deutliche Zunahme von Vandalismus und Bedrohungen. In den Städten Sofia, Burgas und Warna wurden in den vergangenen Monaten mehrere Denkmäler und Synagogen mit antijüdischen Parolen beschmiert.
Polizei ermittelt – Gemeinde fordert klare Reaktion
Die Verantwortlichen der Synagoge meldeten den Vorfall umgehend den Behörden. Laut dem Zentralrat der Israelitischen Religionsgemeinschaft wurden Beweismaterialien gesichert, und die Staatsanwaltschaft prüft mögliche Anklagen wegen Aufstachelung zu Hass und Sachbeschädigung.
Die Gemeinde fordert eine eindeutige öffentliche Verurteilung solcher Taten durch Politik und Gesellschaft. „Das Gedenken an die Opfer des 7. Oktober steht für Mitgefühl, nicht für Feindbilder“, heißt es in der Erklärung. „Wer solche Orte schändet, richtet sich nicht nur gegen Juden, sondern gegen die Menschlichkeit selbst.“
Autor: Redaktion
Artikel veröffentlicht am: Freitag, 7. November 2025