Antisemitischer Eklat in Amsterdam: Königliches Concertgebouw sagt Chanukka-Konzert wegen israelischem Kantor ab


Ein kultureller Tiefpunkt im Herzen Europas: Das traditionsreiche Königliche Concertgebouw in Amsterdam hat das diesjährige Chanukka-Konzert abgesagt – weil der eingeladene Sänger, der israelische Oberkantor Shai Abramson, ein Offizier der IDF ist. Damit kapituliert eines der berühmtesten Konzerthäuser der Welt vor politischem Druck – und stößt die jüdische Gemeinde der Niederlande mitten ins Abseits.

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Das Chanukka-Konzert in der Amsterdamer Royal Concert Hall galt über Jahre als Symbol der Wiedergeburt jüdischen Lebens in Europa. 2015 wurde die Tradition nach 70 Jahren wiederbelebt – als kulturelle Antwort auf die Vernichtung der niederländischen Juden im Holocaust.
Doch im November 2025 erklärte die Konzertleitung, sie habe das für den 14. Dezember geplante Konzert abgesagt, weil sich keine Einigung mit den Organisatoren über den Auftritt des israelischen Kantors Shai Abramson erzielen ließ.

Wörtlich heißt es in der Stellungnahme des Hauses:

„Für das Concertgebouw ist es entscheidend, dass die IDF aktiv an einem umstrittenen Krieg beteiligt ist – und dass Abramson ein sichtbarer Repräsentant davon ist.“

Damit macht das Haus unmissverständlich klar: Nicht die Kunst, nicht die Musik, sondern der israelische Soldat in der Biografie des Künstlers war der Grund für die Absage.

Vom Symbol der Versöhnung zum Zeichen der Ausgrenzung

Noch im vergangenen Jahr feierte Amsterdam das zehnte Jubiläum des wiederbelebten Chanukka-Konzerts – 70 Jahre nach der nationalsozialistischen Unterbrechung. Damals galt die Veranstaltung als ein Akt der Heilung, als kulturelles „Nie wieder“.
Heute dagegen sehen viele niederländische Juden in der Absage das genaue Gegenteil: eine Rückkehr zum Ausschluss jüdischer Identität aus dem öffentlichen Raum.

Die Chanukka-Konzert-Stiftung, die das Event organisiert, reagierte empört:

„Es ist ironisch, dass ausgerechnet das Concertgebouw – wo seit 1921 Chanukka gefeiert wurde, unterbrochen nur durch den Zweiten Weltkrieg – die jüdische Gemeinde nun erneut mit Isolation konfrontiert.“

Die Stiftung kündigte rechtliche Schritte gegen das Konzerthaus an.

„Abramson ist kein Vertreter der Armee – er ist Künstler“

In ihrer Erklärung weist die Stiftung den Vorwurf, Abramson vertrete die IDF, entschieden zurück:

„Er ist ein unabhängiger Künstler, der auf Einladung des Staates Israel bei nationalen Gedenkfeiern singt. Ihn als ‚IDF-Vertreter‘ zu bezeichnen, schürt unbegründete Feindseligkeit gegen Israel und die jüdische Gemeinschaft in den Niederlanden.“

Auf seiner eigenen Website beschreibt Abramson seine Auftritte als „Beitrag zur Stärkung jüdischer Gemeinschaften weltweit und zur Verbindung mit Israel und der IDF“.
Er ist damit eine Brücke zwischen religiöser Tradition und moderner israelischer Identität – nicht deren politisches Sprachrohr.

Ein Muster antiisraelischer Doppelmoral

Der Fall steht nicht allein. Bereits 2023 hatte das Concertgebouw ein Benefizkonzert für die israelische Hilfsorganisation ZAKA abgesagt, weil die Leitung verlangte, die Hälfte der Erlöse einer palästinensischen NGO zu spenden – einer Organisation, die wegen antiisraelischer Tendenzen in der Kritik steht.
2024 sagte man einen Auftritt des Jerusalem Quartet ab – offiziell aus „Sicherheitsgründen“, tatsächlich wegen angekündigter pro-palästinensischer Proteste.

In Amsterdam selbst kam es mehrfach zu antisemitischen Ausschreitungen, zuletzt bei einem Fußballspiel zwischen Ajax und Maccabi Tel Aviv. Auch die Universität Amsterdam beendete im März 2025 ihr Austauschprogramm mit der Hebräischen Universität Jerusalem, weil diese sich „nicht ausreichend vom Krieg in Gaza distanziert“ habe.

Europäische Kultur vor moralischem Bankrott

Dass ausgerechnet ein europäisches Spitzenhaus wie das Concertgebouw den Auftritt eines israelischen Künstlers verweigert, erinnert viele Beobachter an eine gefährliche Normalisierung der Ausgrenzung – diesmal im Namen vermeintlicher Moral.

„Das ist kein Bekenntnis zu Frieden, sondern ein Verrat an der Kunstfreiheit“, kommentierte ein niederländischer Historiker. „Wenn jüdische Künstler nur willkommen sind, solange sie sich von Israel distanzieren, sind wir wieder an einem Punkt, an dem man Judentum in Europa nur unter Auflagen duldet.“

Das Concertgebouw spricht von „einem schweren, aber notwendigen Schritt“

Direktor Simon Reinink verteidigte die Entscheidung mit den Worten:

„Nur in sehr außergewöhnlichen Fällen weichen wir von unserem Prinzip künstlerischer Freiheit ab. Leider liegt ein solcher Fall nun vor. Der Auftritt des IDF-Oberkantors steht im Widerspruch zu unserer Mission, Menschen durch Musik zu verbinden.“

Doch genau diese Begründung zeigt den Widerspruch: Wer Menschen trennen will, weil einer von ihnen Israeli ist, verletzt das Prinzip der Verbindung, die Musik schaffen soll.

Eine schmerzliche Ironie

Das Chanukka-Konzert war einst Ausdruck jüdischer Hoffnung – eine Feier des Lebens nach der Shoah.
Heute, 80 Jahre später, wird es wieder abgesagt – diesmal nicht durch Nazis, sondern durch moralische Opportunisten.

Und während sich Europas Konzerthallen anpassen, bleibt die Botschaft für viele Juden dieselbe:
„Ihr seid willkommen – solange ihr euch nicht zu Israel bekennt.“

Autor: Redaktion
Bild Quelle: Von Photo: Andreas Praefcke - Eigenes Werk, CC BY 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=4269959

Artikel veröffentlicht am: Dienstag, 4. November 2025

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