Catherine Connolly: Die Präsidentin, die Terror salonfähig macht
Irlands neue Staatschefin hat Israel als „Terrorstaat“ diffamiert und Hamas als Teil des palästinensischen Volkes verteidigt. Ihr Sieg ist ein Triumph der moralischen Verirrung – und ein Warnsignal für ganz Europa.

Irland hat gewählt – und Europa sollte genau hinsehen. Catherine Connolly, eine linksradikale Abgeordnete aus Galway, wird die neue Präsidentin der Republik Irland. Sie ist keine Unbekannte: Eine Politikerin, die Israel als „Schurkenstaat“ und „Terrorstaat“ beschimpft, die Hamas als „Teil des palästinensischen Volkes“ rechtfertigt und die nach dem 7. Oktober kühl erklärte, „die Geschichte habe nicht an diesem Tag begonnen“.
Für viele Iren war Connolly eine Stimme gegen das Establishment. Für Israels Diplomatie – und für die jüdische Gemeinschaft in Europa – ist sie ein Menetekel.
Denn ihre Wahl steht für mehr als nur einen politischen Richtungswechsel. Sie steht für die moralische Verwirrung eines Kontinents, der gelernt hat, seine alte Judenfeindlichkeit in das Gewand vermeintlicher Solidarität mit den Palästinensern zu kleiden.
Trotz der antisemitisch gefärbten Rhetorik ihrer Vergangenheit gratulierten offizielle Vertreter der kleinen jüdischen Gemeinde in Irland der neuen Präsidentin. Maurice Cohen, Vorsitzender des Jewish Representative Council of Ireland, wünschte Connolly Erfolg und erinnerte daran, dass das Amt „alle Menschen Irlands“ repräsentiere. „Wir hoffen auf gegenseitigen Respekt und das Gedeihen aller Gemeinschaften“, so Cohen – ein diplomatischer Ton, der mehr Hoffnung als Vertrauen verrät.
Auch der irische Oberrabbiner Yoni Wieder bemühte sich um Mäßigung, sprach jedoch offen von Besorgnis. „Sie hat Hamas als Teil des palästinensischen Volkes bezeichnet und scheint von deren Grausamkeit ungerührt“, sagte er. „Wer so redet, zeigt kein Verständnis für eine sichere und friedliche Zukunft.“ Wieder rief Connolly auf, das Gespräch mit der jüdischen Gemeinde zu suchen – ein Appell an Vernunft in einer Zeit, in der Ideologie allzu oft stärker ist als Empathie.
Deutlich schärfer äußerte sich der ehemalige Justiz- und Verteidigungsminister Alan Shatter, selbst jüdischer Ire und langjähriger Kritiker der wachsenden Israel-Feindlichkeit in seinem Land. Connolly, sagte er, „verkörpert die irische Linke und ihre Feindseligkeit gegenüber Israel. Sie beschuldigt Israel bei jeder Gelegenheit des Genozids, während sie Hamas verharmlost.“
Shatter spricht von einem tief verwurzelten gesellschaftlichen Klima, in dem antiisraelische Parolen längst als moralisch gelten. „Ihre Unterstützung kommt aus einer Gemeinschaft von obsessiven Israel-Hassern in den sozialen Medien“, warnte er, „und von jenen, die in der Öffentlichkeit das Existenzrecht Israels infrage stellen.“
Dass Connollys Amt weitgehend repräsentativ ist, beruhigt ihn kaum: „Ihre Worte werden Gewicht haben. Sie wird Irlands Image prägen und die ohnehin belasteten Beziehungen zu Israel weiter vergiften.“
Tatsächlich war Irland in den vergangenen Jahren immer wieder Vorreiter einer antiisraelischen Außenpolitik innerhalb der EU. Dublin war eines der ersten Parlamente Europas, das die Anerkennung eines palästinensischen Staates forderte, und weigert sich bis heute, Hamas als reine Terrororganisation zu bezeichnen. In irischen Medien und Universitäten gilt es inzwischen als mutig, Israel zu kritisieren – auch dort, wo die Kritik längst in offene Feindseligkeit umgeschlagen ist.
Connollys Sieg ist somit kein Zufall, sondern Symptom. Sie profitiert von einem gesellschaftlichen Klima, das Antizionismus mit Fortschritt verwechselt. In ihrer Rhetorik mischen sich Empörung und historische Ignoranz: Die Hamas wird zum „Befreiungskampf“, Israel zur „Besatzungsmacht“, und der Terror vom 7. Oktober – das größte Massaker an Juden seit der Shoah – zu einer „Reaktion auf Unterdrückung“.
Diese Sprache ist gefährlich. Sie verschiebt die moralischen Koordinaten Europas – weg vom Schutz jüdischen Lebens, hin zu einer Relativierung von Gewalt, solange sie gegen Israel gerichtet ist.
In Irland, einem Land mit kaum 3.000 Juden, spüren viele diese Veränderung bereits. Auf offener Straße werden jüdische Symbole beschmiert, in Universitäten kursieren Boykottaufrufe gegen israelische Wissenschaftler, und in den Medien dominieren einseitige Narrative. Connollys Wahlsieg sendet diesen Kräften ein Signal der Bestätigung: Die Dämonisierung Israels ist nun gesellschaftsfähig – und sie sitzt im Präsidentenpalast.
Was wie eine lokale Wahl aussieht, ist ein Lehrstück über Europas moralische Orientierung. Es zeigt, wie schnell historische Verantwortung der politischen Mode geopfert wird.
Irlands neue Präsidentin mag keine Macht über Gesetze haben – aber sie hat Einfluss über Worte. Und in Zeiten, in denen Worte Brandstifter sind, ist das gefährlich genug.
Autor: Bernd Geiger
Bild Quelle: By Houses of the Oireachtas - https://www.flickr.com/photos/54097310@N08/53642734793/, CC BY 2.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=147234539
Artikel veröffentlicht am: Montag, 27. Oktober 2025