Milliardengeschäft mit Sprengkraft: Türkei drängt erneut auf Eurofighter-Deal – trotz Kritik aus Berlin


London treibt Verkauf voran, Berlin rudert zurück, Israel hält an F-35 fest

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Die Türkei hat offenbar ihre Bemühungen um den Erwerb europäischer Eurofighter-Kampfjets wieder aufgenommen. Laut einem Bericht des Wall Street Journal könnte schon in dieser Woche ein milliardenschwerer Vorvertrag mit einem europäischen Rüstungskonsortium unterzeichnet werden. Es geht um bis zu 40 Jets – und um weit mehr als nur um Technik.

Der Eurofighter Typhoon, entwickelt von BAE Systems, Airbus und Leonardo, gilt als eines der leistungsfähigsten Kampfflugzeuge westlicher Bauart. Aktuell wird er unter anderem in Großbritannien, Deutschland, Italien und Spanien geflogen. Doch ein möglicher Export an die Türkei war bislang blockiert – vor allem wegen Deutschlands Vorbehalten.

Die Regierung in Berlin hatte sich 2023 gegen eine Ausfuhrgenehmigung gesperrt. Der Grund: Die zunehmend autoritäre Außenpolitik der Türkei, ihre Nähe zu Russland und China, sowie die anhaltende Unterstützung islamistischer Gruppen – einschließlich der Präsenz von Hamas-Führern auf türkischem Boden.

Doch nun scheint sich ein politisches Umdenken abzuzeichnen. Laut WSJ soll Bundeskanzler Friedrich Merz vergangene Woche in London signalisiert haben, dass eine Lösung für die Exporthürde in Reichweite sei. Zwei mit den Gesprächen vertraute Quellen bestätigten demnach, dass Berlin nicht mehr grundsätzlich blockiere.

Während Berlin noch abwägt, macht London Tempo. Das britische Verteidigungsministerium bestätigte gegenüber dem Wall Street Journal, dass man die Exportkampagne aktiv anführt. Eine Grundsatzeinigung zwischen Ankara und London könnte bereits auf der kommenden International Defense Industry Fair in Istanbul öffentlich gemacht werden.

Der Deal würde nicht nur ein neues Kapitel in der sicherheitspolitischen Zusammenarbeit zwischen Ankara und London einläuten, sondern auch zeigen, dass geopolitische Bedenken zunehmend wirtschaftlichen Interessen weichen. Gleichzeitig laufen auch Gespräche mit weiteren potenziellen Käufern wie Katar, Österreich und Saudi-Arabien. Letzteres zeigt laut Bericht jedoch größeres Interesse an den US-amerikanischen F-35-Modellen von Lockheed Martin.

Israel, das sicherheitspolitisch stets in einem anderen Koordinatensystem agiert, hat sich bereits im vergangenen Jahr für eine dritte Staffel der US-amerikanischen F-35-Jets entschieden. Der entsprechende Letter of Offer and Acceptance für 25 weitere Tarnkappenjets wurde im Juni 2024 unterzeichnet. Während Ankara auf europäische Technologie setzt – und sich damit auch strategisch neu positioniert –, vertraut Jerusalem weiterhin auf seine enge sicherheitspolitische Partnerschaft mit den USA.

Kritiker warnen: Falsche Signale an ein Land im geopolitischen Zwielicht

Die nun wiederaufgeflammten Verhandlungen über den Eurofighter-Export werfen unangenehme Fragen auf. Wie belastbar sind westliche Grundsätze in der Rüstungspolitik, wenn Milliardenbeträge auf dem Spiel stehen? Welche Botschaft sendet Europa an Staaten, die gleichzeitig NATO-Mitglieder sind und Terrorgruppen dulden?

Dass ein hochentwickeltes Waffensystem wie der Eurofighter – mit seinem strategischen Mehrwert und seiner symbolischen Schubkraft – in ein Land exportiert werden soll, das sich demonstrativ von westlichen Werten entfernt, ist mehr als ein diplomatisches Detail. Es ist ein gefährliches Signal: Die politische Linie Europas ist offenbar verhandelbar, solange die Summe stimmt.

Autor: Redaktion
Bild Quelle: Symbolbild Pixabay

Artikel veröffentlicht am: Dienstag, 22. Juli 2025

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