Brüssel droht Israel mit Konsequenzen – selbst Deutschlands Kanzler kippt um
Europa verliert seine Geduld mit Israel – und das ausgerechnet mitten im Krieg.

Der Präsident des Europäischen Rates, António Costa, macht kein Geheimnis mehr daraus, wo die Reise hingehen soll: Ein Bericht des EU-Auswärtigen Dienstes werde wohl bald feststellen, dass Israel gegen internationales Recht verstoße. Beweise brauche man dazu kaum – „es genügt, den Fernseher einzuschalten oder Zeitung zu lesen“, sagte Costa. Für viele klingt das weniger nach Rechtsstaatlichkeit als nach einem politischen Vorurteil. Doch was folgt daraus?
Hinter den Kulissen wächst der Druck auf die Europäische Union, die Beziehungen zu Israel nicht nur zu überdenken, sondern aktiv zu verschärfen. Vier hochrangige Diplomaten bestätigten gegenüber Politico, dass der Wind sich dreht – und dass selbst engste Partner Israels, darunter der neue deutsche Kanzler Friedrich Merz, bereit sind, eine härtere Linie zu fahren. Eine breite Koalition aus 17 Mitgliedstaaten drängt bereits auf eine Überprüfung des sogenannten Assoziierungsabkommens – dem zentralen Vertrag, der den politischen und wirtschaftlichen Rahmen zwischen Brüssel und Jerusalem regelt.
Im Mittelpunkt dieser Überprüfung steht Artikel 2 des Abkommens: Bei schweren und anhaltenden Menschenrechtsverletzungen kann die Partnerschaft ausgesetzt werden. Was als „schwer“ oder „anhaltend“ gilt, ist jedoch Auslegungssache – und genau das macht diese Diskussion so politisch.
Die Niederlande spielen bei diesem Druck eine Schlüsselrolle. Außenminister Caspar Veldkamp forderte in den letzten Wochen wiederholt eine Bewertung der israelischen Politik im Gazastreifen. Frankreich, Spanien, Irland und Belgien stimmten ein. Selbst die traditionell vorsichtigen skandinavischen Länder schwenken um. Israel sieht sich zunehmend einer moralischen Anklage ausgesetzt, deren Grundlage oft eher mediale Bilder als juristisch belastbare Fakten sind.
Hinzu kommt der symbolische Schaden: Costa verkündete seine Einschätzung nur wenige Wochen vor der geplanten Veröffentlichung des EU-Berichts – also bevor überhaupt ein offizielles Ergebnis vorliegt. Was als rechtliche Prüfung begann, entwickelt sich so immer mehr zu einem politischen Tribunal. Für Israel bedeutet das nicht nur eine diplomatische Herausforderung, sondern auch eine wachsende Isolation innerhalb Europas.
Und doch: Der politische Mechanismus innerhalb der EU ist träge. Jede tiefgreifende Veränderung im Verhältnis zu Israel bedarf der Zustimmung aller 27 Mitgliedsstaaten – und damit auch jener Länder, die weiterhin Israels Existenzrecht und Sicherheitsinteressen kompromisslos verteidigen. Ein Konsens ist in dieser Frage keineswegs sicher.
Aber der Wind hat sich gedreht. In Europas Metropolen spricht man nicht mehr nur über Waffenstillstände oder humanitäre Hilfe. Die Stimmung wird zunehmend von Aktivismus getragen – mit einer Tonlage, die in Jerusalem wachsendes Misstrauen auslöst.
Dabei ist es nicht Israel allein, das unter Druck gerät. Auch Europa selbst steht auf dem Prüfstand: Will es sich von Bildern und politischen Kampagnen treiben lassen, oder von Prinzipien und Fakten leiten? Die kommenden Wochen werden zeigen, ob Brüssel die Balance halten kann – oder ob es sich endgültig in eine Front gegen den jüdischen Staat stellt.
Autor: Redaktion
Bild Quelle: By © European Union, 2025, CC BY 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=156124810
Artikel veröffentlicht am: Samstag, 7. Juni 2025