Spanien bricht mit Israels Rüstungsindustrie – und gibt sich moralisch, während es sich selbst schwächt
Ein 285-Millionen-Vertrag gestrichen, Technologie gestrichen, Abhängigkeit als Feindbild: Spaniens „Wertepolitik“ wird zur sicherheitspolitischen Selbsttäuschung.

Es ist ein symbolträchtiger Schritt – und ein gefährlicher zugleich. Spaniens Verteidigungsministerium hat die Lizenz des israelischen Rüstungskonzerns Rafael Advanced Defense Systems für die Fertigung moderner Panzerabwehrraketen in Spanien suspendiert. Das berichteten spanische Medien am Dienstag. Betroffen ist ein Vertrag über 285 Millionen Euro: 168 Abschussvorrichtungen und 1.680 Spike-LR2-Raketen sollten ursprünglich für das spanische Heer und die Marine gefertigt werden. Nun: Stillstand.
Die Entscheidung reiht sich ein in eine politische Entwicklung, die Madrid immer weiter von Jerusalem entfernt. Nachdem Spanien sich der südafrikanischen Klage vor dem Internationalen Gerichtshof angeschlossen hatte – ein politisch motivierter Versuch, Israel wegen „Völkermord“ zu diffamieren – folgt nun die sicherheitspolitische Konsequenz: vollständige „Entkopplung“ von israelischer Verteidigungstechnologie.
Ideologie vor Sicherheit
„Wir arbeiten an Plänen zur Entkopplung, um in keiner Weise von Israel abhängig zu sein“, erklärte Spaniens Staatssekretärin für Verteidigung, Amparo Valcarce, am vergangenen Freitag. Es ist ein Satz, der mehr über Spaniens ideologische Verblendung aussagt als über eine kohärente Verteidigungspolitik. Denn was Madrid hier vollzieht, ist ein politisch motivierter Bruch mit einem der weltweit führenden Hersteller präziser Verteidigungssysteme – in einem sicherheitspolitisch höchst unsicheren Europa.
Dass Rafael eines der modernsten Panzerabwehrsysteme weltweit entwickelt hat, interessiert in der linksgeführten Regierung offenbar niemanden mehr. Dass die Spike-Rakete auch von NATO-Staaten wie Deutschland, Polen oder Rumänien verwendet wird, ebenso wenig. Die Ideologie zählt – nicht der militärische Nutzen. Und sie zählt vor allem dann, wenn es darum geht, sich öffentlichkeitswirksam von Israel zu distanzieren.
Moralische Doppelmoral
Dabei ist es keineswegs so, dass Spanien per se auf Rüstungsexporte aus ethischen Gründen verzichten würde. In der Vergangenheit verkaufte Spanien Waffen an Saudi-Arabien, das im Jemenkrieg immer wieder Zivilisten bombardierte. Auch mit der Türkei oder Katar bestehen weiterhin militärische Kooperationen. Doch wenn es um Israel geht – den einzigen demokratischen Staat im Nahen Osten –, scheinen andere Maßstäbe zu gelten.
Diese moralische Doppelmoral ist nicht nur heuchlerisch, sie ist gefährlich. Spanien kappt nicht irgendeinen Lieferanten – es entzieht sich selbst den Zugang zu Technologien, die entscheidend für die eigene Verteidigungsfähigkeit sein könnten. Nicht zuletzt wird durch diese Haltung auch der NATO-Gedanke untergraben: die Zusammenarbeit mit Partnern, die ihre Technologien und Erfahrungen in gemeinsamen Projekten zur Verfügung stellen.
Wankender Westen – und jubelnde Gegner
Dass Madrid diesen Weg ausgerechnet jetzt beschreitet, hat eine politische Symbolkraft, die weit über Rüstungsethik hinausgeht. Denn Spanien tut dies nicht im luftleeren Raum – sondern in einer Zeit, in der Israel im Krieg mit der Hamas steht und gleichzeitig im Norden durch die Hisbollah bedroht wird. Statt Solidarität kommt aus Europa: Isolation.
Diejenigen, die diesen Schritt in Teheran, Gaza oder Beirut beobachten, werden ihn als Schwäche deuten. Als weiteren Beweis dafür, dass sich der Westen nicht mehr einig ist. Dass er bereit ist, Israel als Sündenbock für seine eigene politische Zerrissenheit zu opfern. Und dass sich selbst Demokratien vom Druck ideologischer Bewegungen beugen – ganz gleich, wie berechtigt die israelische Selbstverteidigung ist.
Was bleibt, ist ein beschädigtes Bündnis. Und eine Entscheidung, die vor allem eines ist: ein Kniefall vor moralischem Populismus, der langfristig die Sicherheit Europas untergräbt.
Autor: Redaktion
Bild Quelle: By Ministry of the Presidency. Government of Spain, Attribution, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=88149835
Artikel veröffentlicht am: Mittwoch, 4. Juni 2025