Türkischer Geheimdienst trifft Hamas Führung Gespräche über zweite Phase der Gaza Waffenruhe
Aus israelischer Sicht verdeutlicht ein Treffen in Istanbul die problematische Rolle der Türkei im aktuellen Gaza Prozess. Während Ankara mit Hamas Vertretern über die Fortsetzung der Waffenruhe berät, bleibt die Terrororganisation bewaffnet. Parallel reagiert die israelische Armee militärisch auf Verstöße entlang der Waffenstillstandslinie.

Der Leiter des türkischen Geheimdienstes MIT hat sich am Samstag in Istanbul mit Khalil al Hayya, dem Chef des Hamas Verhandlungsteams, getroffen. Nach Angaben aus türkischen Sicherheitskreisen standen Gespräche über die zweite Phase der Gaza Waffenruhe im Mittelpunkt. Diskutiert worden seien Maßnahmen, die aus Sicht der Hamas notwendig seien, um den Übergang in die nächste Phase des Abkommens zu ermöglichen.
In Jerusalem wird dieses Treffen mit erheblicher Skepsis betrachtet. Die Türkei gilt seit Jahren als politischer Unterstützer der Hamas und bietet führenden Vertretern der Terrororganisation Rückhalt auf internationaler Bühne. Aus israelischer Perspektive untergräbt Ankara damit nicht nur die internationale Isolierung der Hamas, sondern stärkt deren Verhandlungsposition, ohne dass die Organisation zu einer tatsächlichen Entwaffnung bereit wäre.
Nach Darstellung der türkischen Seite ging es in den Gesprächen auch um angebliche Verstöße Israels gegen die bestehende Waffenruhe. Konkrete Details wurden nicht genannt. Israel weist solche Vorwürfe regelmäßig zurück und betont, dass militärische Maßnahmen ausschließlich als Reaktion auf Bedrohungen oder Verletzungen der Vereinbarungen erfolgen.
Die Gespräche in Istanbul finden in einer Phase statt, in der die Verhandlungen insgesamt ins Stocken geraten sind. In Israel wird davon ausgegangen, dass wesentliche Entscheidungen über den Fortgang des Abkommens erst nach dem geplanten Treffen zwischen Ministerpräsident Benjamin Netanyahu und US Präsident Donald Trumpfallen werden. Dieses Treffen gilt als entscheidend für die weitere amerikanische Linie gegenüber Gaza und der Hamas.
Aus israelischer Sicht ist klar, dass eine zweite Phase der Waffenruhe nur dann tragfähig sein kann, wenn sie mit substanziellen sicherheitspolitischen Veränderungen einhergeht. Dazu zählen ein Ende bewaffneter Aktivitäten der Hamas, wirksame Kontrollmechanismen und die Verhinderung eines erneuten militärischen Aufbaus. Gespräche, die diese Kernpunkte ausklammern, werden in Jerusalem als taktische Manöver bewertet.
Wie fragil die Lage ist, zeigte sich auch am Samstag im nördlichen Gazastreifen. Die israelische Armee meldete, dass zwei bewaffnete Terroristen beim Überschreiten der sogenannten Gelben Linie identifiziert wurden. Dabei handelt es sich um die von Israel festgelegte Waffenstillstandslinie innerhalb des Gebiets.
Soldaten der 16. Brigade reagierten umgehend. Die beiden Männer wurden durch einen gezielten Einsatz der israelischen Luftwaffe getötet. Nach Angaben des Militärs handelte es sich um eine eindeutige Verletzung der bestehenden Vereinbarungen. Der Vorfall wird in Israel als Beleg dafür gewertet, dass die Hamas trotz laufender Gespräche weiterhin operativ aktiv bleibt.
Vor diesem Hintergrund erscheinen die Gespräche in Istanbul aus israelischer Perspektive weniger als Beitrag zur Stabilisierung, sondern als Versuch, der Hamas politische Rückendeckung zu verschaffen, ohne ihre militärischen Fähigkeiten anzutasten. Die Türkei wird dabei nicht als neutraler Vermittler wahrgenommen, sondern als Akteur mit klarer politischer Agenda.
In Jerusalem wächst daher die Sorge, dass internationale Initiativen den Fokus auf Verfahrensfragen und Übergangsphasen legen, während die zentrale Frage unbeantwortet bleibt. Solange die Hamas bewaffnet ist und sich militärisch bewegt, gilt jede Diskussion über eine zweite Phase der Waffenruhe als verfrüht.
Autor: Bernd Geiger
Bild Quelle: By Tasnim News Agency, CC BY 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=154207874
Artikel veröffentlicht am: Sonntag, 21. Dezember 2025