Linke gegen Linke – wie Israelfeindlichkeit zur innerparteilichen Waffe wird


Im Jugendverband der Partei „Die Linke“ eskaliert der Streit über Israel in offene Feindseligkeit. Mitglieder, die sich nicht klar genug gegen den jüdischen Staat positionieren, werden bedroht, ausgegrenzt und öffentlich an den Pranger gestellt. Die Partei steht vor einem moralischen und politischen Abgrund.

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Was sich am Wochenende beim Bundeskongress der Linksjugend [’solid] ereignete, markiert einen neuen Tiefpunkt: Mehrere Teilnehmer verließen die Veranstaltung vorzeitig – aus Angst vor Übergriffen durch radikalisierte Genossen. Wer sich in der Vergangenheit für Israels Existenzrecht oder die Zwei-Staaten-Lösung ausgesprochen hatte, wurde angefeindet und bedroht.

Ein Delegierter berichtete von „Psychoterror aus den eigenen Reihen“. Es geht längst nicht mehr um Debatten, sondern um Einschüchterung – eine Säuberungskampagne gegen vermeintlich ‚zionistische‘ Mitglieder.

Die Radikalisierung der Partei

Seit dem Waffenstillstand in Gaza scheinen extreme Strömungen innerhalb der Linken ihre Stunde gekommen zu sehen. In internen Chatgruppen kursieren Aufrufe, Mitglieder, die „nicht konsequent gegen Israel“ aufgetreten seien, aus der Partei zu drängen. Namen werden genannt, Ausschlüsse gefordert, Feindbilder gepflegt.

Besonders aktiv ist eine Gruppe rund um den Aktivisten Ramsis Kilani – einen Mann, der den Hamas-Terror vom 7. Oktober 2023 als „legitime Selbstverteidigung mit allen Mitteln“ bezeichnete und die Frage aufwarf, „ob Israelis überhaupt Zivilisten seien“. Seine Aussagen führten zu einem Parteiausschlussverfahren, über dessen Aufhebung die Bundesschiedskommission am 22. November entscheiden soll.

Parteiintern gilt die Abstimmung als Lackmustest: Gibt die Linke dem Druck des radikalen Flügels nach, ist die moralische Erosion kaum noch aufzuhalten.

Einmarsch der Extremisten

Obwohl Kilani offiziell ausgeschlossen wurde, durfte er im September auf der parteinahen Großdemonstration „Zusammen für Gaza“ sprechen – Seite an Seite mit bekannten Israelhassern. Die trotzkistische Splittergruppe, der er angehört, rühmte sich anschließend, die Veranstaltung „unterlaufen“ zu haben: Man habe die Bewegung „übernommen“ und der Parteiführung „die Kontrolle entzogen“.

Das ist kein Randphänomen mehr. Beim jüngsten Kongress der Jugendorganisation wurde sogar ein offizieller Beschluss verabschiedet, der Israel als „kolonialen und rassistischen Staat“ bezeichnet – eine Formulierung, die sich nahtlos in die Propaganda antizionistischer Gruppen einreiht.

Angst, Abkehr und Entsetzen

Innerhalb der Mutterpartei herrscht Entsetzen. Immer mehr Mandatsträger und Mitglieder ziehen Konsequenzen. In Berlin und Sachsen-Anhalt traten bereits mehrere Abgeordnete aus, darunter prominente Linke wie Klaus Lederer und Henriette Quade.

Ein Bundestagsabgeordneter sagt offen:

„Wenn Kilani wieder aufgenommen wird, ist das Maß des Erträglichen überschritten.“

Selbst erfahrene Parteifunktionäre sprechen inzwischen von einer inneren Zersetzung: Die Linke verliere jene, die für soziale Gerechtigkeit und Frieden stehen – und ziehe stattdessen Fanatiker an, die den jüdischen Staat als Wurzel allen Übels betrachten.

„Israelhassender Antiimperialismus“

Benjamin-Immanuel Hoff, langjähriger Thüringer Staatskanzleichef und Beauftragter für jüdisches Leben, verurteilte die Beschlüsse des Jugendverbands als „israelhassenden Antiimperialismus“. Das Ziel sei nicht Frieden, sondern die Dämonisierung Israels.

Dennoch wurde in den neuen Sprecherinnenrat des Jugendverbands Martha Chiara Wüthrich gewählt – gegen die ein Parteiausschlussverfahren läuft, weil sie im Netz schrieb, in Gaza finde „der Holocaust“ statt.

Damit wird klar: In Teilen der Linken gilt der Holocaust-Vergleich nicht mehr als Tabubruch, sondern als Ausweis moralischer Haltung.

Eine Partei am Scheideweg

Was früher als Friedenspartei galt, droht zu einem Sammelbecken des israelbezogenen Antisemitismus zu verkommen. Die „Linksjugend [’solid]“ radikalisiert sich sichtbar – und die Mutterpartei wirkt ohnmächtig oder gleichgültig.

Die eigentliche Tragödie: Es sind nicht Neonazis, die jüdisches Leben delegitimieren, sondern jene, die einst vorgaben, die Fehler der Geschichte zu kennen.

Wenn sich dieser Trend fortsetzt, wird „Die Linke“ nicht nur politisch, sondern auch moralisch an sich selbst zerbrechen.

Autor: Redaktion
Bild Quelle: Von SK49 - Eigenes Werk, CC BY 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=16525272

Artikel veröffentlicht am: Mittwoch, 5. November 2025

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