Wikipedia-Gründer Jimmy Wales greift ein: Artikel „Völkermord in Gaza“ wegen antiisraelischer Verzerrung gesperrt
Der Mitgründer von Wikipedia hat persönlich eingegriffen und den Artikel „Völkermord in Gaza“ vorübergehend für Bearbeitungen gesperrt. Jimmy Wales wirft den Autoren vor, Propaganda gegen Israel zu verbreiten – ohne Belege, ohne Neutralität und entgegen den Grundprinzipien der Plattform. Seine Entscheidung löst weltweite Debatten aus.

Wikipedia gilt als offenes Nachschlagewerk für die Welt – doch beim Thema Israel zeigt sich erneut, wie leicht Fakten zu politischen Waffen werden. Jimmy Wales, Mitbegründer der Online-Enzyklopädie, hat Anfang November den englischen Artikel „Gaza genocide“ persönlich gesperrt. Grund: eine klare Verletzung des Neutralitätsgebots.
Der erste Satz des Artikels beschrieb Israels Vorgehen im Gazastreifen als „gezielten, systematischen und anhaltenden Völkermord am palästinensischen Volk“ – ohne jede Quellenangabe und ohne Hinweis darauf, dass es sich um eine umstrittene politische Behauptung handelt. Wales kommentierte in einer internen Mitteilung: „Dieser Artikel entspricht in keiner Weise unseren hohen Standards und erfordert sofortige Überarbeitung.“
Er verwies ausdrücklich auf Wikipedia-Regel NPOV (Neutral Point of View), die verlangt, dass bei kontroversen Themen sämtliche Perspektiven sachlich und belegbar dargestellt werden.
Ein politisierter Artikel mit fragwürdigen Quellen
Wales’ Eingriff erfolgte, nachdem Nutzer mehrfach darauf hingewiesen hatten, dass der Artikel Zahlen aus dem Gesundheitsministerium in Gaza verwendet – einer Behörde, die von der Hamas kontrolliert wird.
Trotzdem wird dort bis heute behauptet: „Bis Oktober 2025 berichtete das Gesundheitsministerium in Gaza, dass mindestens 66 148 Menschen getötet wurden. Die meisten Opfer sind Zivilisten, mindestens 50 % Frauen und Kinder.“
Was fehlt, ist der Hinweis, dass diese Daten nicht unabhängig überprüft sind und von einer Organisation stammen, die selbst Teil des Konflikts ist. Israelische und westliche Analysen sprechen seit Langem von massiv überhöhten Opferzahlen, die Hamas gezielt einsetzt, um internationale Meinung zu manipulieren.
Wales machte deutlich, dass eine Enzyklopädie keine Bühne für politische Narrative sein dürfe. Er forderte, künftig müsse jeder Artikel klar zwischen überprüfbaren Fakten und parteiischer Rhetorik unterscheiden.
Kritik und Zustimmung
Der Schritt löste eine heftige Debatte aus. Pro-israelische Autoren und Journalisten lobten Wales’ Entscheidung als überfällige Verteidigung der wissenschaftlichen Redlichkeit. „Wikipedia darf kein Sprachrohr für Hamas-Propaganda werden“, schrieb ein israelischer Kommentator.
Von der Gegenseite kam wütender Protest. Aktivisten warfen Wales vor, „Zensur im Auftrag Israels“ zu betreiben. Einige Wikipedia-Autoren behaupteten, er habe seine Entscheidung „unter politischem Druck“ getroffen. Andere hielten dagegen: Wales habe nicht als Funktionsträger, sondern als erfahrener Wikipedia-Autor gehandelt – mit dem Ziel, den Ruf des Projekts zu retten.
Manipulation im digitalen Raum
Der Fall zeigt, wie tief der israelisch-palästinensische Konflikt inzwischen in den digitalen Informationsraum vorgedrungen ist. Schon im August hatten US-Abgeordnete James Comer und Nancy Mace die Wikimedia Foundation beschuldigt, zu wenig gegen organisierte Propagandagruppen zu unternehmen, die gezielt antiisraelische Inhalte platzieren. In einem Schreiben an die Geschäftsführerin Maryana Iskander forderten sie, offenzulegen, wie Wikipedia solche Manipulationen erkennt und bekämpft.
Gleichzeitig startete Elon Musk mit seiner neuen KI-basierten Plattform „Grokipedia“ ein Konkurrenzprojekt, das – wie er sagte – Informationen „ohne linke Schlagseite“ liefern solle.
Israel bleibt digitales Ziel
Der Artikel „Gaza genocide“ ist weiterhin online – lesbar, aber für Änderungen gesperrt. Ganz oben prangt ein Schloss-Symbol mit dem Hinweis: „Dieser Artikel ist bis zur Klärung der Streitfragen geschützt.“
Doch auch in seiner jetzigen Form enthält er weiterhin Behauptungen, die den israelischen Staat kriminalisieren, ohne Belege oder Kontext.
Für Beobachter in Israel ist das kein Zufall. Wikipedia gehört zu den meistzitierten Quellen in KI-Systemen und in Google-Suchergebnissen. Wer dort Begriffe wie „Israel“ oder „Gaza“ verzerrt, beeinflusst Millionen Wahrnehmungen weltweit.
Wales’ Eingriff ist deshalb mehr als eine redaktionelle Entscheidung – es ist ein Versuch, die Trennlinie zwischen kritischer Berichterstattung und gezielter Desinformation wieder sichtbar zu machen.
Autor: Redaktion
Artikel veröffentlicht am: Dienstag, 4. November 2025