Ein Abend der Erinnerung kippt ins Politische: Antisemitisches Symbol im Zeise-Kino sorgt für Eklat


Ein T-Shirt, das Israels Auslöschung propagiert, ein Überlebender als Träger, ein Kinochef, der zurecht kritisiert – und sich dann entschuldigt: Der Vorfall in Hamburg zeigt, wie tief der Antisemitismus in Kulturmilieus verankert ist.

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Es sollte ein Abend des Erinnerns und der Aufklärung werden. Im Hamburger Zeise-Kino lief der Film „Die Möllner Briefe“, der an die Brandanschläge von Mölln 1992 und das Leid der Opfer erinnert. Doch bevor der erste Bildausschnitt gezeigt wurde, entzündete sich eine Debatte, die den Abend überschattete: Auf der Bühne wurde ein T-Shirt getragen, das Israels Landkarte vollständig von der palästinensischen Flagge überdeckt zeigte – ein Motiv, das in der politischen Symbolsprache unmissverständlich für die Auslöschung des jüdischen Staates steht.

Noch vor Beginn sprach der Kinochef Matthias Elwardt diesen Punkt an und bezeichnete das T-Shirt als antisemitisch. Damit war der Ton gesetzt: Statt einer nüchternen Filmpremiere entwickelte sich ein offener Streit über Antisemitismus und Verantwortung. Das Symbol selbst stand im Mittelpunkt – nicht die Erinnerung an den Brandanschlag von Mölln.

Ein Bild, das für Vernichtung steht

Die Landkarte Israels in den Farben der palästinensischen Flagge ist kein zufälliges Motiv. Seit Jahren nutzen extremistische Bewegungen es, um die Botschaft von Vertreibung und Auslöschung zu transportieren. Es verweist nicht auf Debatten um Grenzen oder politische Lösungen, sondern auf die Negation jüdischer Staatlichkeit. Angesichts des Massakers vom 7. Oktober, bei dem Hamas-Terroristen Hunderte Israelis ermordeten und verschleppten, wirkt ein solches Symbol wie eine nachträgliche Rechtfertigung der Gewalt. Die Botschaft lautet: Die Zerstörung Israels ist ein legitimes Ziel.

Ein jüdischer Zeuge als Feigenblatt

Für besondere Irritation sorgte die Reaktion aus dem Publikum: Ein Teilnehmer erklärte, er habe „kein Problem“ mit dem T-Shirt. Damit wurde die Debatte abrupt beendet – und der fatale Eindruck entstand, Antisemitismus könne durch die Stimme eines einzelnen jüdischen Zeugen relativiert werden. Diese Logik ist brandgefährlich: Sie entpolitisiert strukturellen Judenhass und macht ihn in öffentlichen Räumen diskutabel.

Stellungnahme des Kinos

Die Wellen schlugen hoch, insbesondere in den sozialen Medien. Kulturpolitische Stimmen wie Candice Breitz und Malcolm Ohanwe griffen den Kinochef scharf an. Der Druck führte schließlich zu einer offiziellen Stellungnahme des Zeise-Kinos. Darin heißt es, Ibrahim Arslan – Überlebender des Anschlags von Mölln und Träger des T-Shirts – sei durch die Worte des Kinochefs verletzt worden. Elwardt entschuldigte sich öffentlich, sprach von einer „unglücklichen und verletzenden Eröffnung“ und kündigte an, die Einnahmen des Abends an Arslans Initiative zu spenden.

Damit dreht sich die Logik ins Absurde: Wer ein Symbol trägt, das die Auslöschung Israels propagiert, bekommt nicht nur eine Bühne, sondern am Ende auch noch finanzielle Unterstützung. Nicht das antisemitische Zeichen steht am Pranger – sondern derjenige, der es als solches benannt hat. Diese Umkehrung entlastet die Täterseite und belastet jene, die Antisemitismus klar ansprechen.

Kulturmilieu im Blindflug

Der Vorfall ist kein Einzelfall. In vielen kulturellen Milieus wird offene Feindschaft gegenüber Israel längst nicht mehr als Tabubruch verstanden, sondern als moralisch gerechtfertigte Haltung. Antisemitische Symbole werden als „Kritik“ getarnt, und wer sie anspricht, riskiert den öffentlichen Pranger. Dass in Deutschland, 80 Jahre nach der Shoah, an einem Abend des Gedenkens an rassistische Gewalt über Israels Existenzrecht gestritten wird, offenbart eine tiefe Verdrängung.

Das T-Shirt war nicht einfach ein Stück Stoff, sondern ein Symbol für Vernichtung. Dass ein Kino in Hamburg am Ende nicht dieses Symbol, sondern seine Kritik ins Zentrum einer Entschuldigung stellte – und sogar Geld an die Seite des Trägers fließt –, zeigt, wie schwach der Wille ist, Antisemitismus klar zu benennen. Die Tragik liegt in der Umkehr: Derjenige, der Verantwortung einfordert, wird zum Schuldigen gemacht – während antisemitische Botschaften nicht nur toleriert, sondern faktisch belohnt werden.

Autor: Bernd Geiger
Bild Quelle: Symbolbild

Artikel veröffentlicht am: Samstag, 27. September 2025

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