SAP überrascht mit Rekordgewinn – doch Trumps Zollpolitik bedroht weiteres Wachstum
Europas größter Softwarekonzern meldet glänzende Zahlen – während Wechselkurse und geopolitische Risiken dunkle Wolken am Horizont aufziehen. Der Aufschwung aus der Cloud stößt an politische Grenzen.

SAP meldet sich mit einem eindrucksvollen Quartalsergebnis zurück: Im zweiten Quartal 2025 konnte der Softwareriese aus dem baden-württembergischen Walldorf seinen operativen Gewinn deutlich steigern – und das trotz einer zunehmend instabilen geopolitischen Lage. Der anhaltende Erfolg des Cloud-Geschäfts treibt das Wachstum an, doch Unsicherheiten aus den USA bremsen die Euphorie.
Wachstum mit klarer Richtung – dank der Cloud
Die Zahlen sprechen für sich: Der bereinigte Gewinn vor Zinsen und Steuern (Ebit) stieg im Vergleich zum Vorjahr um bemerkenswerte 32 Prozent auf 2,57 Milliarden Euro. Der Nettogewinn kletterte sogar um fast das Doppelte auf 1,75 Milliarden Euro. Das hat nicht nur mit dem florierenden Cloud-Geschäft zu tun, sondern auch mit Einsparungen im laufenden Geschäftsbetrieb und einer spürbaren Beruhigung bei den Umstrukturierungskosten.
Besonders stark zeigte sich der Bereich rund um abonnementbasierte Softwarelösungen – die sogenannte Public Cloud. Der Umsatz dort legte um 24 Prozent zu. Noch wichtiger für die langfristige Perspektive: Die wiederkehrenden Vertragswerte für die kommenden zwölf Monate wuchsen spürbar, was SAP deutlich mehr Planungssicherheit verschafft. Vorstandschef Christian Klein scheint mit seiner Strategie, das Unternehmen konsequent auf Cloudlösungen auszurichten, den Nerv des Marktes getroffen zu haben.
Warnsignale aus Washington
Doch es gibt Stolpersteine – und die liegen vor allem außerhalb Europas. Finanzvorstand Dominik Asam betonte bei der Vorstellung der Quartalszahlen, dass man die wirtschafts- und handelspolitischen Entwicklungen, insbesondere in den USA, mit großer Aufmerksamkeit verfolge. Die nach wie vor aggressive Zollpolitik der US-Regierung unter Donald Trump belastet den Konzern gleich mehrfach: Zum einen sorgen sie für Unsicherheit bei potenziellen Kunden, etwa im öffentlichen Sektor und in der Industrie. Zum anderen führen die daraus resultierenden Währungsschwankungen zu deutlichen Einbußen bei der Umrechnung der Erlöse.
Während SAP seine Jahresziele trotz der Unwägbarkeiten bestätigt, bleiben die Investoren skeptisch: Die US-gelisteten Aktien des Konzerns verloren nachbörslich rund 1,3 Prozent. Manche Analysten hatten mit einer Anhebung der Gewinnprognose gerechnet, was letztlich ausblieb.
Der Dollar als Spielverderber
Besonders schmerzhaft wirkt sich die Schwäche des US-Dollars aus – eine direkte Folge der protektionistischen Maßnahmen Washingtons. Im Vergleich zum Vorjahr hat sich der Wechselkurs von 1,08 auf über 1,17 Dollar je Euro verschoben. Für ein international tätiges Unternehmen wie SAP bedeutet das real weniger Einnahmen, wenn Umsätze in Dollar am Ende in Euro bilanziert werden. Asam machte die Rechnung konkret: Eine Abwertung des Dollars um einen Prozentpunkt drückt das Unternehmenswachstum um rund 0,5 Prozentpunkte.
Noch gravierender ist der Effekt im margenstarken Cloudgeschäft. Sollte der Dollar auf dem derzeitigen Niveau verharren, rechnet SAP mit einem Wachstumsverlust von 3,5 Prozentpunkten im Cloudumsatz und 3 Prozentpunkten beim operativen Ergebnis – wohlgemerkt trotz einer ansonsten starken operativen Performance.
Keine Aufwärtskorrektur trotz starker Zahlen
Trotz der glänzenden Quartalszahlen blieb SAP bei seinem bisherigen Ausblick. Auf währungsbereinigter Basis rechnet der Konzern weiterhin mit einem Wachstum zwischen 26 und 28 Prozent beim Umsatz in der Cloud sowie 26 bis 30 Prozent beim operativen Ergebnis. Diese Zielspanne zeigt: Intern bleibt man optimistisch – aber auch realistisch angesichts der globalen Risiken.
Die Zurückhaltung bei Neueinstellungen in der ersten Jahreshälfte – ebenfalls ein Faktor für das gute Ergebnis – soll im weiteren Jahresverlauf gelockert werden. Doch auch hier mahnt der Finanzvorstand zur Vorsicht: Der Spielraum bleibt begrenzt, solange sich die politischen Rahmenbedingungen nicht stabilisieren.
Europas Tech-Aushängeschild unter Druck
SAP bleibt Europas wertvollster börsennotierter Technologiekonzern – und ein Symbol für die Innovationskraft jenseits des Silicon Valley. Doch der jüngste Quartalsbericht offenbart auch die Grenzen des Erfolgs, wenn politische Entwicklungen den wirtschaftlichen Spielraum einengen. Ein starker Dollar, stabile Handelsbeziehungen und kalkulierbare Märkte – all das sind Voraussetzungen, die SAP nicht allein beeinflussen kann.
Der Konzern steht nun exemplarisch für die Fragilität globaler Tech-Erfolge im Zeitalter nationaler Alleingänge. Es bleibt abzuwarten, ob SAP auch in der zweiten Jahreshälfte seinen Vorsprung halten kann – oder ob die Politik das Tempo diktiert, das der Markt nicht mehr mitgehen will.
Autor: Redaktion
Bild Quelle: Von MichaelBr90 - Von MichaelBr90 am 30. April 2012 in die deutschsprachige Wikipedia geladen., CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=27319548
Artikel veröffentlicht am: Mittwoch, 23. Juli 2025