Razzia gegen islamistische Internethetze: Berliner Polizei durchsucht 23 Objekte gleichzeitig


Mit der Operation „Naschid-Action-Day“ setzt das Landeskriminalamt ein deutliches Zeichen gegen religiöse Radikalisierung im Netz – besonders unter Jugendlichen wächst die Gefahr.

haOlam-News.de - Nachrichten aus Israel, Deutschland und der Welt.

In den frühen Morgenstunden dieses Montags rollten in Berlin mehr als zwanzig Einsatzfahrzeuge fast zeitgleich vor verdächtigen Wohnungen, Lagerräumen und Treffpunkten vor. Ziel: Die Zerschlagung eines Netzwerks mutmaßlicher islamistischer Hetzer, das sich vor allem über soziale Medien und Messaging-Dienste an ein jugendliches Publikum richtet. Die Operation lief unter dem offiziellen Titel „Naschid-Action-Day“ – benannt nach jenen religiösen Gesängen, die in radikalisierten Auslegungen oft zur Verherrlichung des Dschihad umgedeutet werden.

Mindestens 23 Objekte in verschiedenen Berliner Bezirken wurden durchsucht, darunter auch ein Heim in Berlin-Hohenschönhausen. Die Aktion war das Ergebnis monatelanger verdeckter Ermittlungen und erfolgte auf Grundlage mehrerer voneinander unabhängiger Verfahren. Dennoch war das koordinierte Vorgehen der Berliner Strafverfolgungsbehörden eindeutig: Es ging nicht um Einzelfälle, sondern um ein alarmierendes Muster.

Islamistische Propaganda als Alltagsgift

Wie ein Sprecher der Staatsanwaltschaft bestätigte, richtete sich die Razzia gegen eine zunehmende Welle islamistischer Propaganda im Netz, die besonders bei jungen Menschen Fuß fasst. Zwar wurden keine organisatorischen Verbindungen zwischen den einzelnen Zielpersonen festgestellt, doch die Inhalte weisen erschreckende Parallelen auf: Gewaltverherrlichung, antisemitische Hetze, Aufrufe zur Solidarität mit Terrorgruppen wie Hamas oder Hisbollah – all das getarnt in religiösem Ton, oft verpackt in ästhetisch aufbereitete Videos oder über Musikformate wie Naschids.

Die Polizei beschlagnahmte bei den Durchsuchungen Mobiltelefone, Laptops, externe Festplatten und schriftliche Unterlagen. Ob dabei auch Waffen oder einschlägiges Propagandamaterial physisch gesichert wurden, ließ die Staatsanwaltschaft offen. Ebenso blieb zunächst unklar, wie viele Personen vorläufig festgenommen wurden. Die Berliner Morgenpost hatte von mehreren Festnahmen berichtet, eine offizielle Bestätigung dafür lag bis Redaktionsschluss nicht vor.

Neue Dimension digitaler Radikalisierung

Dass Berlin im Jahr 2025 wiederholt mit großangelegten Einsätzen gegen islamistische Netzwerke auf sich aufmerksam macht, ist kein Zufall. Vor allem die Verbreitung extremistischer Inhalte über TikTok, Instagram, Telegram und ähnliche Plattformen hat nach Angaben des Verfassungsschutzes ein neues Niveau erreicht. Die Radikalisierung erfolgt nicht mehr in Moscheehinterzimmern, sondern über das Smartphone – jederzeit, überall, mit dramatischer Geschwindigkeit.

Laut Ermittlern nutzen islamistische Ideologen gezielt Trigger-Themen, um junge Menschen zu ködern: den Krieg in Gaza, die Lage von Muslimen in Xinjiang, die westliche Nahost-Politik. Dabei setzen sie auf eine emotionale Ansprache, die nicht auf religiöse Tiefe zielt, sondern auf Erregung, Empörung und moralische Überwältigung. Der Übergang von „politischer Meinungsäußerung“ zu klarer extremistischer Agitation sei dabei fließend – und genau das macht die Strafverfolgung schwierig.

GdP: „Wichtiger Schritt gegen ideologische Brandstifter“

Die Berliner Gewerkschaft der Polizei (GdP) sprach von einem „wichtigen Zeichen entschlossener Sicherheitsbehörden gegen jede Form extremistischer Ideologien“. Gerade in der Hauptstadt, die in den vergangenen Jahren mehrfach Ziel islamistischer Anschlagspläne war, sei null Toleranz gegenüber digitaler Hetze geboten. Auch Innenpolitiker verschiedener Parteien äußerten Zustimmung. Doch hinter vorgehaltener Hand wächst die Sorge, dass das Problem struktureller ist als die Öffentlichkeit wahrhaben will.

Denn es handelt sich längst nicht mehr nur um Einzeltäter oder importierte Ideologien. Viele der Beschuldigten haben deutschen Pass, sind in Berlin aufgewachsen – und wenden sich trotzdem mit fanatischem Eifer gegen das Land, in dem sie leben. Ihre Motivation speist sich aus einem komplexen Gemisch aus religiösem Fundamentalismus, sozialer Entfremdung, israelbezogenem Antisemitismus und identitärer Ideologisierung. Die Szene ist jünger, technikaffiner und anpassungsfähiger als je zuvor.

Der Rechtsstaat muss wehrhaft bleiben

Die Razzia vom Montag ist ein Schritt – aber sie kann nur der Anfang sein. Es braucht nicht nur Polizeiarbeit, sondern eine politische Auseinandersetzung mit der Tatsache, dass sich in bestimmten Milieus Parallelrealitäten verfestigen, in denen das Existenzrecht Israels geleugnet, westliche Werte verachtet und religiöse Gewalt romantisiert wird. Diese Ideologien gefährden nicht nur die jüdische Gemeinschaft, sondern unsere demokratische Ordnung insgesamt.

Wer islamistische Propaganda duldet, verharmlost oder relativiert – ob aus Angst, Bequemlichkeit oder falsch verstandener Toleranz –, macht sich mitschuldig. Es ist höchste Zeit, dass Justiz, Politik und Zivilgesellschaft gemeinsam handeln – nicht nur, wenn es brennt, sondern bevor die Flammen wieder zünden.

Autor: Redaktion
Bild Quelle: Symbolbild

Artikel veröffentlicht am: Dienstag, 22. Juli 2025

haOlam via paypal unterstützen


Hinweis: Sie benötigen kein PayPal-Konto. Klicken Sie im nächsten Schritt einfach auf „Mit Debit- oder Kreditkarte zahlen“, um per Lastschrift oder Kreditkarte zu unterstützen.

Weitere interessante Artikel

Newsletter