ZDF verharmlost Hamas-Terror: Wie ein Halbsatz die Täter zu Opfern macht


Mit einem Halbsatz suggerierte Hayali, Israels Reaktion auf Geiselfreilassungen sei die eigentliche Gefahr. Eine mediale Verdrehung mit fataler Wirkung.

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In einem ZDF-Interview mit Bundeskanzler Friedrich Merz fiel ein Satz, der viele Fernsehzuschauer irritiert haben dürfte – nicht durch seine Länge, sondern durch seine Wirkung. Dunja Hayali, eine der prominentesten Journalistinnen des öffentlich-rechtlichen Rundfunks, sagte:

„Die Palästinenser haben die Angst, wenn Geiseln freigelassen werden, dann, dass die israelische Regierung noch massiver vorgeht.“

Ein Satz, sachlich vorgetragen, scheinbar neutral. Doch was auf den ersten Blick wie ein gewöhnlicher journalistischer Hinweis klingt, legt bei genauerem Hinsehen eine gefährliche Denkfigur nahe. Denn der Fokus verschiebt sich: Weg vom Grauen des 7. Oktober, weg vom Leid der Geiseln, hin zu einer angeblichen Angst der palästinensischen Seite – ausgerechnet dann, wenn Geiseln freigelassen werden könnten. Das Opfer wird zur Randnotiz, die Täterseite zur empathisch begleiteten Instanz. Es entsteht der fatale Eindruck: Die Gewalt Israels sei die eigentliche Bedrohung.

Wenn Opfer als Problem erscheinen

In dieser Umkehrung liegt Sprengkraft. Denn der Satz stellt die Freilassung der Geiseln – also eine längst überfällige humanitäre Maßnahme – nicht als Akt der Gnade oder Einsicht dar, sondern als potenziellen Auslöser neuer Gewalt. Und zwar nicht durch die Hamas, sondern durch Israel. Damit wird nicht nur ein falsches Bedrohungsbild erzeugt – es entsteht auch eine moralische Schieflage. Denn wer aus dem Schutz islamistischer Terroristen ein vorrangiges Medienthema macht und die eigentlichen Opfer aus dem Blick verliert, setzt ein fatales Signal: dass der Terror nicht mehr der Skandal ist – sondern die Reaktion darauf.

Es ist nicht das erste Mal, dass solche Gewichtungen im öffentlich-rechtlichen Rundfunk durchklingen. Oft wird von „Spannungen“ gesprochen, wo es Krieg ist, von „Komplexität“, wo es um gezielten Mord geht. Und nun also die Angst der Palästinenser – nicht vor der Hamas, die ihre Kinder als Schutzschilde missbraucht, sondern vor Israels Armee. Diese Art der Darstellung mag journalistisch begründbar sein, sie ist aber – bewusst oder nicht – politisch wirksam.

Die schleichende Verschiebung im Diskurs

Auch Bundeskanzler Merz zeigte im Interview mit Hayali eine doppelte Haltung: Einerseits betonte er klar Israels Recht auf Selbstverteidigung. Andererseits sprach er bald von der „katastrophalen Lage“ im Gazastreifen, von Zurückhaltung, von Gesprächen über das Völkerrecht. Es sind vertraute Worte. Worte, die richtig sein mögen – und doch spiegelt sich in ihnen ein gesamtgesellschaftlicher Reflex: Der Blick geht zuerst auf Israel, das sich rechtfertigen muss, nicht auf die Täter, die bewusst humanitäres Elend herbeiführen, um politische Bilder zu erzeugen.

In dieser Atmosphäre wirken Sätze wie jener von Hayali wie Tropfen, die das Fass nicht überlaufen lassen – aber es stetig füllen. Sie verschieben die Wahrnehmung. Sie deuten Empathie an – aber nicht für die Familien der verschleppten Kinder, sondern für jene, die mit deren Schicksal Politik machen. Sie stellen Fragen, die nach Menschlichkeit klingen, aber im Subtext eines transportieren: dass der demokratische Staat irgendwie der Aggressor sei.

Was Journalismus heute braucht

Gerade öffentlich-rechtliche Sender tragen Verantwortung für die Haltung, die sie ausstrahlen – nicht nur im Ton, sondern im Kern der Botschaft. Und auch wenn Hayali keineswegs direkt Verständnis für Terror ausdrückt: Wer Angstgefühle einer Täterseite gleichrangig neben den Schutz der Opfer stellt, verdunkelt die moralische Klarheit. Und das ist kein kleines Versäumnis. Es ist ein ernstes Problem.

Denn es gibt eine Linie, die nicht überschritten werden darf. Wer Geiselnehmer in Erklärungsnarrative einbettet, wer Entführer in einem Licht erscheinen lässt, das mehr Verständnis als Verurteilung suggeriert, stellt sich – ob gewollt oder nicht – gegen das Prinzip der Aufklärung. Und gegen die Opfer.

Was bleibt

Kanzler Merz sagte am Ende des Gesprächs: „Der Schlüssel zur Lösung dieses Problems liegt in den Händen der Hamas.“ Das ist korrekt. Doch ebenso richtig ist: Der Schlüssel zur gesellschaftlichen Klarheit liegt in der Sprache der Medien. Wenn dort Täter und Opfer zunehmend verschwimmen, wenn Journalismus nicht mehr unterscheidet zwischen Angriff und Verteidigung, dann gerät nicht nur Israel unter moralischen Beschuss. Dann steht auch die Integrität des öffentlichen Diskurses in Deutschland auf dem Spiel.

Der Satz von Dunja Hayali war kurz. Aber er war ein Symptom. Für einen Journalismus, der mehr verstellt als erklärt. Und für eine Gesellschaft, die Gefahr läuft, im Namen der Ausgewogenheit ihre moralische Mitte zu verlieren.

 

Autor: Redaktion
Bild Quelle: Screenshot youtube ZDF Heute

Artikel veröffentlicht am: Freitag, 30. Mai 2025

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